Eine Helferin berichtet Rohingya in Bangladesch: So dramatisch sind die Zustände in den Flüchtlingscamps

Rohingya in Bangladesch
Gewalt, Massentötungen, Vergewaltigungen und Plünderungen: Das Militär Myanmars geht laut UN-Beobachter mit großer Härte gegen die Bevölkerungsgruppe der Rohingya vor. Mehr als 600.000 Menschen der muslimischen Minderheit fliehen seit Ende August aus ihrem Heimatland Myanmar ins benachbarte Bangladesch. Die Situation in den Flüchtlingscamps in der Region Cox’s Bazaar ist kritisch. Tamara Lowe von der Kinderschutzorganisation „Save The Children“ ist seit Wochen vor Ort. 
Tamara Lowe, Nothilfe-Team Save The Children, Cox’s Bazaar: "Die Situation hygienisch gesehen in den Lagern ist besonders schlimm. Es gibt kaum sanitäre Anlagen. Die Menschen haben keine Badezimmer. Es gibt vereinzelt Wasserpumpen, wo sie Wasser entnehmen können. Da müssen sie sich dann aber auch waschen. Und viele Leute, die keinen Zugriff zu diesen Wasserpumpen haben, gehen in die Flüsse hier oder holen sich was aus den Bächen. Und die sind natürlich sehr verschmutzt. Die Leute haben hier auch nicht genügend Toiletten."
Bis zu 10.000 Flüchtlinge pro Tag kommen zum Teil traumatisiert in den Camps an. Laut "Save The Children" waren darunter bislang 2000 unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge. 
Tamara Lowe: "Einige Kinder kommen hier ganz alleine, weil sie entweder von ihren Eltern getrennt wurden in dem Chaos der Flucht oder weil die Eltern umgebracht wurden. Das ist natürlich ganz besonders schwierig für Kinder. Das ist natürlich auch schwierig für Erwachsene, was sie erlebt haben. Aber für Kinder ist das doch noch mal um einiges gravierender, weil sie das zum Teil auch gar nicht verstehen, warum sie jetzt hier in den Lagern sind, warum sie nicht mehr in die Schule gehen können, warum sie keine Freunde mehr haben."
Die UN erhielten bei der Geberkonferenz in Genf Hilfszusagen über 340 Millionen Dollar, darunter 30 Millionen von der EU. Tamara Lowe: "Das Geld kann hier wirklich gar nicht schnell genug ankommen. Also das ist wirklich dringend notwendig hier.Ich spreche fast täglich mit Dutzenden von Menschen, insbesondere Frauen und Kindern. Sie erzählen mir, was sie in Myanmar durchlitten haben und wie es ihnen hier in den Lagern geht. Die Geschichten, die ich gehört habe, sind schon sehr grausam zum Teil. Ich habe mit Teenagern gesprochen, die mit ansehen mussten, wie vor ihren Augen ihre Eltern vom Militär ermordet wurden.“
Myanmar betrachtet die muslimische Minderheit als illegale Einwanderer. Das Land verweigert den meisten die Staatsbürgerschaft, obwohl viele von dort bereits seit dem 19. Jahrhundert leben. Die Menschen in Bangladesch haben die Rohingya sehr positiv aufgenommen, berichtet Lowe.
Bangladesch ist eines der ärmsten Länder in der Region. Die haben ja wirklich genügend Probleme selber hier. Allerdings sind wir positiv davon überrascht, wie die lokalen Gemeinden die Flüchtlinge hier aufgenommen haben. Ganz am Anfang, als die Flüchtlinge hier angekommen sind, sind die Flüchtlinge wirklich bei den Gemeinden hier untergekommen. Die haben mit denen ihr Essen geteilt, obwohl sie selbst nicht viel hatten und auch die Regierung hier in Bangladesch hat ihre Türen geöffnet.
Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen rechnet in der nächsten Zeit mit mehr als 1,2 Millionen Rohingya aus Myanmar in Bangladesch. Trotz Geld und Hilfsgüter der UN müsse man sich darauf einstellen, dass die Krise bis Februar nicht gelöst und weiteres Geld nötig sei, hieß es vom UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock. 
Rund 600.000 Rohingya sind bereits nach Bangladesch geflohen. Tamara Lowe von "Save The Children" ist seit mehreren Wochen in den Flüchtlingscamps der Region Cox's Bazaar. Sie erzählt, was die Flüchtlinge erleiden mussten und wie dramatisch die Zustände in den Camps sind.