Eine irakische Zeitung hat am Mittwoch ein Bild des früheren Präsidenten Saddam Hussein veröffentlicht, das ihn als Gefangenen in einem seiner früheren Paläste zeigt. Das Foto, dass am Mittwoch auf der Titelseite des Parteiorgans des Irakischen Nationalkongress (INC) von Ahmed el Chalabi, "Al-Mutamar" zu sehen war, zeigt einen bärtigen Saddam, dessen Hände hinter dem Rücken gefesselt sind, in einem großen Saal, umringt von US-Soldaten.
Die Zeitung berichtete, der Ex-Diktator habe sein anfängliches Schweigen gebrochen und habe bei den Verhören durch die Amerikaner bereits einige wichtige Informationen preisgegeben. Die US-Armee informiere den provisorischen irakischen Regierungsrat über die Ergebnisse der Befragung.
Kritik an US-Verhören
Der Vorsitzende des provisorischen irakischen Regierungsrats, Adnan el Padschadschi, findet es allerdings falsch, dass die Amerikaner den festgenommenen Präsidenten allein verhören. "Weshalb gibt es nicht jetzt schon eine gemeinsame Befragung (durch amerikanische und irakische Ermittler)?", fragt der Politiker kürzlich in einem Interview der arabischen Zeitung "Al-Sharq Al-Awsat". Die meisten Opfer Saddams seien schließlich Iraker und nicht US-Soldaten gewesen, erklärte Padschadschi. Der Sprecher des Regierungsrats, Hamid el Kafai, betonte unterdessen, die Tatsache, dass die Amerikaner den Ex- Diktator als Kriegsgefangenen behandelten verhinderte nicht, dass dieser von einem irakischen Gericht wegen Kriegsverbrechen angeklagt werde.
Padschadschi sagte außerdem, er wünsche sich eine wichtigere Rolle für die Vereinten Nationen im Irak. Dies werde hoffentlich nach der Wahl einer neuen provisorischen irakischen Regierung möglich sein. Eine UN-Beteiligung sei etwa bei der Durchführung einer Volkszählung und der Ausarbeitung eines neuen Parteiengesetzes wünschenswert.
Human Rights Watch wirft USA Kriegsverbrechen vor
Nach Ansicht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch begehen die US-Truppen in Irak mit der Zerstörung von Häusern mutmaßlicher Rebellen und mit Festnahmen von Angehörigen Aufständischer Kriegsverbrechen. Die US-Armee wies diese Darstellung entschieden zurück. Nahe der westirakischen Stadt Habbanijah wurde am Dienstag wieder ein US-Hubschrauber abgeschossen. Die beiden Insassen wurden aber nicht verletzt. Im schiitischen Süden kam es in Kut den zweiten Tag in Folge zu Protesten gegen die Besatzungstruppen.
Die in New York ansässige Menschenrechtsgruppe erklärte, US-Truppen hätten in mindestens vier Fällen Häuser von Irakern ohne ersichtlichen militärischen Grund alleine deshalb zerstört, um die Familien der Rebellen zu bestrafen. Weiter warf Human Rights Watch den US-Truppen Entführungen in zwei Fällen vor. In dem einen Fall handele es sich um die Frau und die Tochter von Issat Ibrahim el Duri, dem inzwischen meistgesuchten Vertreter des früheren Regimes von Saddam Hussein. Beide seien vor sechs Wochen festgenommen worden und weiter ohne Anklage in US-Gewahrsam.
US-Militärsprecher Oberst William Darley wies die Vorwürfe zurück. Häuser würden nur zerstört, wenn sie als Waffenlager oder bei einem Angriff benutzt worden seien. "Der Vorwurf, dass Häuser als kollektive Strafmaßnahme zerstört würden, ist falsch", betonte Darley. Auch würden Personen nur festgenommen, wenn sie als Verdächtige gälten. Zum Fall der Frau und Tochter von el Duri wollte er sich aber nicht äußern. In ihrem Fall gebe es "besondere Umstände".
Ähnlichkeiten dem israelischen Vorgehen
Militärexperten haben schon darauf verwiesen, dass das Vorgehen der US-Truppen in Irak in letzter Zeit immer mehr dem israelischen Vorgehen in den besetzten palästinensischen Gebieten ähnele. Menschenrechtsgruppen werfen auch Israel Verstöße gegen die Genfer Konventionen und damit Kriegsverbrechen vor.