"Sam Nujoma, der Film" lässt noch auf sich warten. Das biografische Heldenepos sollte eigentlich zum 75. Geburtstag von Namibias Gründungspräsident am 12. Mai in die Kinos kommen - doch steckt das Filmprojekt noch immer in der Anfangsphase. Dafür krönt Nujoma das Ende seiner Amtszeit mit einem luxuriösen Präsidentenpalast, der bis zuletzt Spekulationen über ein neues Mandat des Amtsinhabers nährte.
Mitte April jedoch machte der bärtige Staatslenker im Parlament klar: Nach drei Mandaten ist es genug. Nujoma: "Ich werde das Präsidialamt voller Vertrauen darauf verlassen, dass das aus den Wahlen im November hervorgehende neue Staatsoberhaupt weiter auf dem kollektiv gelegten Fundament aufbauen und die Nation zu größeren wirtschaftlichen Höhen führen wird." Für Nujoma geht es jetzt darum, sich einen würdigen Abgang aus der Politik zu verschaffen.
Politiker mit wechselvoller Vergangenheit
Der am 12. Mai 1929 in der Nordprovinz Ovamboland als Sohn einer armen Bauernfamilie geborene Politiker hat eine wechselvolle Vergangenheit hinter sich. Nach einer kurzen Schulausbildung arbeitete er bei der Eisenbahn. Nach seiner Entlassung wegen gewerkschaftlicher Tätigkeiten stieß er zur damals noch marxistisch ausgerichteten South West African People's Organisation (SWAPO), als deren Präsident er 1960 in Tansania ein Exil-Hauptquartier aufbaute. Ein erster Zusammenstoß markierte 1966 den Beginn des Buschkrieges zwischen SWAPO-Guerilleros und südafrikanischen Soldaten.
Namibia
Das südwestafrikanische Land ist mit einer Fläche von rund 824 000 Quadratkilometern mehr als doppelt so groß wie Deutschland. Von den weniger als zwei Millionen Einwohnern sind etwa 87 Prozent Schwarzafrikaner. Die Weißen bilden eine Minderheit von sechs Prozent, verfügen aber nach wie vor über große wirtschaftliche Macht. Neben Afrikaans und Englisch spricht rund ein Drittel der Bevölkerung auch Deutsch. Heute leben noch rund 20 000 Deutschstämmige in dem überwiegend aus Wüste bestehenden Land.
"Schutzgebiet" des Deutschen Reichs
Das Deutsche Reich hatte Ende des 19. Jahrhunderts das Gebiet zum "Schutzgebiet" erklärt, nachdem der Bremer Kaufmann Adolf Lüderitz 1883 im Süden einen breiten Küstenstreifen erworben hatte. 1892 machte es das an Diamanten und anderen Bodenschätzen reiche "Deutsch-Südwestafrika" zur Kronkolonie. Nach der Niederlage der deutschen Kolonialtruppen besetzte Südafrika 1915 das Land. Fünf Jahre später erhielt es ein Völkerbund-Mandat. 1954 verkündete Südafrika den Anschluss des Gebietes an das eigene Territorium und begann, auch dort seine Apartheidpolitik zu verfolgen. 1968 beschlossen die Vereinten Nationen, das Land wieder Namibia zu nennen.
Die Bemühungen Nujomas um internationale Unterstützung führten 1978 zu einem wichtigen Erfolg, als der UN-Sicherheitsrat mit der Resolution 435 freie Wahlen für ein unabhängiges Namibia forderte. Dazu kam es erst 1989, nachdem Südafrika in einem multinationalen Vertrag auch den Abzug kubanischer Soldaten aus Angola durchgesetzt hatte. Bei den Wahlen unter Aufsicht der UN erhielt die SWAPO eine absolute Mehrheit.
Politik der "nationalen Aussöhnung"
Der Unabhängigkeitsheld, der sich am Rande der Hauptstadt Windhuk auf dem so genannten Heldenacker bereits in martialischer Pose hat verewigen lassen, hatte die einstige Kolonie nach langem Guerillakrieg schließlich 1990 in die Unabhängigkeit geführt. Nujoma wurde bei den Unabhängigkeitsfeiern am 21. März als erster Präsident des neuen Staates vereidigt und 1994 sowie - nach einer Verfassungsänderung - 1999 im Amt bestätigt.
Als sein größter Verdienst gilt es, dass er sich von marxistischen Ideologien trennte und nach der Unabhängigkeit Namibias eine funktionierende Demokratie eingeführt hat. Seine Politik der "nationalen Aussöhnung" trat an die Stelle des zuvor von der Mandatsmacht Südafrika praktizierten Apartheidsystems.
Freundschaft zu Präsident Robert Mugabe
Nujoma, der bei öffentlichen Auftritten mitunter in polternde Rhetorik verfällt, hatte das Ausland zuletzt durch radikale Töne bei der seit Jahren verschleppten Landreform aufgeschreckt. Vor allem seine Freundschaft zu Präsident Robert Mugabe aus dem im Chaos versinkenden Nachbarland Simbabwe hatte die Skepsis genährt, als seine Regierung Farm-Enteignungen ankündigte. Die Versicherung, dass sie im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Verfahren nur das letzte Mittel seien, hatte eben so wenig zur Beruhigung beigetragen wie die Tatsache, dass Simbabwe Experten seiner chaotisch durchgeführten Landreform als Berater entsandte.
Das Land ist - nicht zuletzt als Folge der Kolonialzeit - ungerecht verteilt. Rund 40 Prozent sind kommerzielles Farmland im Besitz überwiegend weißer Farmer, etwa 40 Prozent ist Stammes- oder Kommunalland, etwa 20 Prozent sind Naturparks. Ins Visier geraten zahlreiche Deutsche und Südafrikaner, deren Grundbesitz in der einstigen Kolonie Deutsch-Südwestafrika auf insgesamt rund 165 Farmen mit 1,15 Millionen Hektar Land veranschlagt werden.
Landankauf zu Umsiedlungszwecken
Seit 1995 hat die Regierung jährlich 20 Millionen Namibia-Dollar (2,4 Mio Euro) für den Landankauf zu Umsiedlungszwecken ausgegeben. Diese Summe wurde auf 50 Millionen erhöht. Dennoch warten 240 000 Menschen - etwa 12 Prozent der zwei Millionen Namibier - noch auf Land. Die Zahl der von der Regierung gekauften Farmen wird mit 110 angesetzt, auf deren Fläche 30 000 schwarze Namibier umgesiedelt wurden. Jedoch werfen Kritiker ein, dass das Land mitunter ranghohen Politikern zu Gute gekommen sei und nicht entsprechend genutzt wurde.