Scharon im Koma Ärzte planen Luftröhrenschnitt

Die Ärzte des schwer kranken israelischen Ministerpräsidenten planen nach Angaben der behandelnden Ärzte einen Luftröhrenschnitt.

Der chirurgische Eingriff am Sonntagabend solle helfen, Ariel Scharon von der Beatmungsmaschine zu entwöhnen. So werde ein bisher in der Luftröhre des 77-Jährigen steckender Schlauch ersetzt. Der Zustand des Patienten sei nach wie vor kritisch, aber stabil. Scharon hatte Anfang des Jahres einen schweren Schlaganfall erlitten und musste nach Gehirnblutungen mehrmals operiert werden. Seitdem liegt er im Koma. Ein Luftröhrenschnitt gilt als Routineeingriff bei Schlaganfallpatienten. Er soll helfen, das durch die Intubation entstehende Infektionsrisiko zu senken.

Leidet Scharon an einer Gefäßerkrankung?

Die israelische Zeitung "Haaretz" schrieb am Dienstag unter Berufung auf einen mit dem Fall vertrauten Arzt, Scharon leide an einer Erkrankung der Hirnblutgefäße, die vermutlich seinen schweren Schlaganfall ausgelöst habe. Diese Krankheit gelte als häufige Ursache von Hirnblutungen im höheren Lebensalter - ganz besonders, wenn der Patient wie Scharon mit blutverdünnenden Mitteln behandelt werde. Sie sei aber erst nach der Einlieferung Scharons in die Klinik in der Nacht zum Donnerstag und damit nach dem zweiten Schlaganfall des Ministerpräsidenten festgestellt worden.

Nach dem ersten Anfall Mitte Dezember hatten die Ärzte dem 77-Jährigen Blutverdünner verschrieben, um die Bildung weiterer Gerinnsel zu unterbinden. Die Ärzte seien überzeugt davon, dass diese Mittel schuld an den schweren Blutungen und der derzeitigen Verfassung des Ministerpräsidenten seien, sagte der Mediziner dem Blatt.

Blutverdünnendes Mittel könnte Anfall ausgelöst haben

Dem Bericht zufolge handelt es sich bei dem Leiden um eine Cerebrale amyloide Angiopathie (CAA), die häufig nur durch eine Gewebe-Entnahme festgestellt werden könne. Demnach bilden sich in den Gefäßen Ablagerungen, die die Blutäderchen brüchig machen und schnell zu einem Platzen der Gefäße führen. Die Zeitung zitierte den Arzt mit den Worten, dass niemals blutverdünnende Mittel verschrieben worden wären, wenn Scharons Leiden damals bekannt gewesen wäre. Anderen Ärzten zufolge sind von der Gefäß-Krankheit vor allem ältere Menschen betroffen. Sie ist Auslöser von fünf bis 20 Prozent aller Hirnblutungen.

Die behandelnde Jerusalemer Klinik Hadassah wollte zu dem Bericht keine Stellung nahmen. "Wir sind mit der Behandlung des Ministerpräsidenten beschäftigt und kämpfen um sein Leben", sagte ein Sprecher. "Wir haben für nichts anderes Zeit."

Die Ärzte versuchen seit Montag, Scharon aus dem künstlichen Koma aufzuwecken, in dem sie ihn seit den Not-Operationen am Donnerstag und Freitag halten. Sie bezeichnen seinen Zustand als kritisch, aber stabil.

DPA
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