Erstmals seit fast sechs Wochen hat es in Israel wieder einen tödlichen Anschlag gegeben. Vor einem Einkaufszentrum in der nördlichen Stadt Netanja sprengte sich ein Selbstmordattentäter am Montagmorgen in die Luft und riss mindestens vier Israelis mit sich in den Tod. Der israelische Rundfunk meldete, ein weiteres Opfer sei im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen erlegen.
"Ein Selbstmordattentäter hatte den Verdacht von Passanten geweckt, als er das Scharon-Einkaufszentrum betreten wollte", sagte Avi Sasson, stellvertretender Polizeichef der Region. "Zwei Polizisten zogen ihre Waffen und forderten ihn auf, stehen zu bleiben und die Hände aus den Taschen zu nehmen. In dem Moment sprengte er sich in die Luft."
50 weitere Menschen seien verletzt worden. Rettungswagen brachten die Verletzten in umliegende Krankenhäuser. Die Polizei sperrte das Einkaufszentrum ab, das im Juli schon einmal Ziel eines Anschlags war. Sprengstoffexperten suchten nach weiteren Bomben.
Abbas sieht Friedensprozess in Gefahr
Zu dem Anschlag bekannten sich zwei palästinensische Gruppierungen. Ein Anrufer sagte einer Radiostation in Gaza, der militärische Arm der regierenden palästinensischen Fatah-Bewegung, die Al-Aksa Brigaden, seien dafür verantwortlich. Gleichzeitig bekannte sich der Islamische Dschihad zu der Tat.
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verurteilte den Anschlag scharf. "Wir werden die Verantwortlichen für diesen Terroranschlag jagen und fassen", hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme des Präsidenten. Er schade dem Friedensprozess in Nahost schwer. Der palästinensische Chefunterhändler Sajeb Erekat sagte, die Autonomiebehörde sei gegen solche Anschläge, weil sie gerade in der Zeit der Vorbereitung auf die palästinensischen Wahlen "nicht dem höchsten Interesse des palästinensischen Volkes" dienten.
Israel bekräftigte seine Forderung nach einer Entwaffnung palästinensischer Extremisten. "Der ganze Aussöhnungsprozess zwischen uns und den Palästinensern basiert auf dem Prinzip, dass terroristische Gruppen entwaffnet werden", sagte ein Sprecher des Außenministeriums. "Leider geschehen Dinge wie heute deswegen, weil terroristische Gruppen nach wie vor bewaffnet sind." Und so lange sie bewaffnet seien, würden sie nicht aufhören, unschuldige Zivilisten und damit auch die Chancen auf Frieden zu töten.
Israel droht Attentätern mit Tod
Der Palästinensischen Autonomiebehörde warf Israel Tatenlosigkeit im Kampf gegen militante Palästinenserorganisationen vor. "Die Tatsache, dass die Autonomiebehörde absolut gar nichts gegen die bewaffneten Terrorgruppen unternimmt, hat solche Anschläge zur Folge", sagte Raanan Gissin, ein ranghoher Berater von Ministerpräsident Ariel Scharon, der Deutschen Presse-Agentur.
Ziel des neuen Selbstmordanschlags sei es, die bevorstehenden Wahlen in den Palästinensergebieten und Israel zu stören, meinte Gissin. Er drohte den Verantwortlichen mit einer gezielten Tötung. "Wir haben die Freiheit, jede Aktion zu unternehmen, die zum Schutz unserer Bürger notwendig ist", sagte Gissin. "Wenn sie nicht vor Gericht gebracht werden, werden wir sie richten."
Im Februar hatten sich Palästinenser-Präsident Abbas und der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon auf eine Waffenruhe verständigt. Anschläge wie der in Netanja stellen ihn immer wieder in Frage. Zuletzt tötete ein Attentäter am 26. Oktober sechs Menschen in der israelischen Küstenstadt Hadera.