Sex-Skandal um italienischen Präsident Berlusconi muss um Gunst der Kirche bangen

Italiens Ministerpräsident muss nun um die Unterstützung der katholischen Kirche bangen. Eine einflußreiche katholische Tageszeitung in Italien hat den sich ausweitenden Sex-Skandal um Staatsoberhaupt Silvio Berlusconi kritisiert.

Die Ausweitung des Sex-Skandals um Italiens Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi hat Medienberichten zufolge im Regierungslager Ängste genährt, die katholische Kirche könne ihm ihre Unterstützung entziehen. Die einflussreiche katholische Tageszeitung "Avvenire" rief Berlusconi am Dienstag in einem Leitartikel auf, reinen Tisch zu machen. "Allein die Vorstellung, dass die Institutionen an der Spitze des Staates in Prostitutionsgeschichten und schlimmer noch in Prostitution einer Minderjährigen verwickelt sind, ist schädlich und schockierend", schrieb "Avvenire"-Autor Marco Tarquinio auf der Titelseite.

Am Abend zuvor schloß Silvio Berlusconi einen Rücktritt auf Grund der Vorwürfe gegen ihn aus. "Sind Sie verrückt?", sagte Berlusconi am Dienstagabend vor Journalisten, die ihn auf einen möglichen Rücktritt ansprachen. "Ich bin absolut ruhig, das Ganze amüsiert mich", sagte er vor einer Sitzung der Abgeordneten seiner Partei Volk der Freiheit (PDL), an der er mit seinen Anwälten teilnahm.

Die Mailänder Staatsanwaltschaft hatte in einem am Montag veröffentlichten Brief an das Abgeordnetenhaus des Parlaments in Rom geschrieben, sie habe Beweise für Rotlicht-Kontakte des Regierungschefs. Eine "bedeutende Zahl" junger Frauen habe sich für Berlusconi prostituiert. Bei den neuen Vorwürfen geht es unter anderem um Berlusconis Kontakt zu einer damals minderjährigen, aus Marokko stammenden Prostituierten mit dem Spitznamen Ruby. Bei der Sitzung mit den PDL-Abgeordneten sagte Berlusconi nach Angaben von Teilnehmern, die Affäre sei eine "Konstruktion der Medien", er sei Opfer "permanenter Spionage".

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AFP/DPA