Italienische Justiz Berlusconi soll minderjährige Prostituierte bezahlt haben

Am Tag eins nach dem geänderten Immunitätsgesetz legt die italienische Justiz nach. Silvio Berlusconi soll Kunde der minderjährigen Prostituierten Ruby gewesen sein. Ermittlungen gegen den Staatschef laufen bereits.

Die italienische Justiz lässt nicht locker: Nach der Niederlage im Streit um sein maßgeschneidertes Immunitätsgesetz droht Ministerpräsident Silvio Berlusconi nun Ungemach in der sogenannten Ruby-Affäre um eine minderjährige Marokkanerin, wie die Nachrichtenagentur Ansa am Freitag unter Berufung auf eine Mitteilung der Staatsanwaltschaft berichtete. Bei der mittlerweile 18-Jährigen soll es sich um die Nichte des ägyptischen Staatschefs Husni Mubarak handeln.

Die Justiz habe Ermittlungen eingeleitet. Berlusconi werde Amtsmissbrauch vorgeworfen. Er habe seine Stellung genutzt, um Ende Mai von der Polizei die Freilassung der Prostituierten zu fordern, die an ausschweifenden Festen in Berlusconis Villa in Arcore nahe Mailand teilgenommen haben soll.

Die Onlineausgabe der Zeitung "Corriere della Sera" berichtete, die Vorwürfe lauteten, Berlusconi habe vertuschen wollen, "Kunde einer minderjährigen Prostituierten während zahlreicher Wochenenden in Arcore" gewesen zu sein. Außerdem habe er versucht, sich Straffreiheit zu sichern und Einzelheiten der Feiern unter Verschluss zu halten. Ein Sprecher von Berlusconis Partei Volk der Freiheit sprach von einem "Informationsleck" und von "unglaubwürdigen Anschuldigungen". Ansa zufolge wurde Berlusconi am Freitag vorgeladen, der genaue Termin ist nicht bekannt. Zudem soll es Durchsuchungen bei einer Regionalberaterin geben, die zusammen mit Berlusconi und dessen Freunden Lele Mora und Emilio Fede in den Fall verwickelt sein soll.

5000 Euro für einen Abend

Die italienische Presse hatte Ende vergangenen Jahres ausführlich über die Partys berichtet. Sex mit Berlusconi soll die Marokkanerin Ruby demnach nicht gehabt haben, allerdings soll der 74-Jährige pro Abend 5000 Euro an sie und weitere junge Frauen bezahlt haben. Auch andere Frauen, die bei Berlusconi zu Gast waren, berichteten von Feiern mit Minderjährigen. Eine Zeugin gab an, sie habe von Berlusconi 10.000 Euro für sexuelle Dienstleistungen bekommen.

Erst am Donnerstag hatte das italienische Verfassungsgericht ein umstrittenes Immunitätsgesetz teilweise aufgehoben, das den Regierungschef und seine Minister vor Strafverfolgung schützte. Dem Urteil zufolge können Richter fortan von Fall zu Fall selbst entscheiden, ob Berlusconi vor Gericht erscheinen muss oder nicht - was zur Wiederaufnahme von zwei Verfahren wegen Steuerhinterziehung und Bestechung führen könnte.

AFP
swd/AFP