Endlich darf sich die britische Polizei über einen echten Fahndungserfolg nach den Anschlägen von London freuen: Sie nahm am Mittwoch einen der Rucksackbomber fest. Peter Clarke, Antiterror-Chef der Londoner Polizei, bestätigte, dass der 24-jährige Yasin Hassan Omar in Birmingham überwältigt worden sei. Der 24-Jährige wurde anschließend ins Londoner Hochsicherheitsgefängnis Paddington Green gebracht. Omar ist einer der vier verhinderten Selbstmordattentäter. Nach den übrigen drei Männern werde weiter gefahndet. "Solange die anderen drei noch nicht gefasst sind, bleiben sie eine Bedrohung", warnte Clarke.
Identität zweier Attentäter unklar
Die Identität von zweien der vier Terroristen, deren Rucksackbomben nicht explodiert waren, sei weiter unklar. Die Polizei veröffentlichte ein neues Foto, das einen der mutmaßlichen Täter in einem weißen Unterhemd in einem Bus zeigt. Unterdessen nahm die Polizei am Abend in London drei Frauen in der Nähe des U-Bahnhofs Stockwell fest. Unter Berufung auf einen Polizeisprecher berichtete die BBC, die Frauen würden verdächtigt, den Attentätern vom 21. Juli Unterschlupf gewährt zu haben.
Zur Festnahme von Omar in Birmingham sagte ein BBC-Reporter: "Es war der entscheidende Durchbruch, auf den die Polizei gewartet hatte." Bei den Ermittlern herrsche großer Optimismus. "Durch die heutige Operation sind wir höchst ermutigt", sagte Premierminister Tony Blair. Er halte die Festnahme für eine "wichtige Entwicklung". Nach Einschätzung der BBC ist nun die wichtigste Frage, ob Omar der Polizei Informationen zu den drei anderen Terroristen geben wird, mit denen er am Donnerstag vergangener Woche in London versucht hatte, Anschläge auf drei U-Bahnen und einen Bus zu verüben.
Sohn somalischer Asylanten
Omar kam nach Angaben des britischen Innenministeriums im Alter von zwölf Jahren als Sohn somalischer Asylsuchender nach Großbritannien und lebte seit sechs Jahren von staatlicher Hilfe in London. In seiner Nachbarschaft war er seit Jahren als Extremist bekannt, der die Terroranschläge vom 11. September 2001 öffentlich guthieß.
Die Polizei bestätigte, dass der Mann Widerstand geleistet habe. Daraufhin hatten die Polizisten mit einer Elektroschock-Pistole auf ihn geschossen und handlungsunfähig gemacht. In einer anderen Wohnung in Birmingham nahm die Polizei ebenfalls drei Terrorverdächtige fest. In London durchsuchte die Polizei in Verbindung mit den Anschlägen mehrere Wohnungen.
Angst vor neuen Anschlägen
Die Polizei steht bei ihren Ermittlungen unter großem Zeitdruck. Nach Augenzeugenberichten waren die Selbstmordattentäter, deren Bomben am Donnerstag nicht gezündet hatten, am Freitag noch einmal in ihre Wohnung zurückgekehrt. Die Polizei befürchtet, dass sie sich dort wieder mit Sprengstoff eingedeckt haben und nun neue Anschläge planen.
Nach einem Bericht des US-Fernsehsenders ABC fand die Polizei bereits fünf Tage nach den verheerenden Anschlägen vom 7. Juli in der Nähe von London ein Auto eines der Attentäter. Im Kofferraum des Wagens von Shehzad Tanweer seien zwölf selbst gebastelte Bomben und vier Zünder entdeckt worden. Die Bomben seien eine "Schatztruhe" an Informationen für die Ermittler. Sie ähnelten den Sprengsätzen, die am 21. Juli explodieren sollten.
Neun Verhaftungen, zwei Freilassungen
Insgesamt wurden nach den kleineren Explosionen in drei U-Bahn-Station und einem Bus schon neun Personen festgenommen. Ein Verdächtiger aus Stockwell wurde am Mittwoch allerdings wieder freigelassen. Die Polizei erklärte, der Fall des Mannes werde nicht mehr weiter verfolgt. In Grantham in der mittelenglischen Grafschaft Lincolnshire wurden am Dienstagabend zwei Personen wegen Terrorverdachts aus einem Zug geholt. Ob diese Festnahmen direkt mit der jüngsten Anschlagsserie in Verbindung standen, blieb zunächst unklar. Der Polizei zufolge war der Zug auf dem Weg von Newcastle zum Londoner Bahnhof King's Cross. Am Mittwochnachmittag wurde ein Mann unter Terrorverdacht am Flughafen von Luton nördlich von London festgenommen. Kurze Zeit später wurde er jedoch wieder freigelassen.
Der britische Premierminister Tony Blair bezeichnete die Fortschritte bei den Ermittlungen als ermutigend und wichtig. Blair empfing am Mittwoch nacheinander den türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan, den spanischen Regierungschef Jose Luis Rodriguez Zapatero und den König von Bahrain, Scheik Hamad bin Issa Al Chalifa. Alle drei sagten Großbritannien ihre Unterstützung im Kampf gegen den Terrorismus zu.