Nach der Anschlagsserie von Paris mit mindestens 129 Todesopfern haben die Ermittler Fortschritte erzielen können und unter anderem mehrere Angreifer identifiziert. Es bleiben aber viele offene Fragen:
WIE VIELE ANGREIFER GAB ES WIRKLICH?
"Sieben Terroristen starben während ihrer kriminellen Handlungen", sagte der Pariser Staatsanwalt François Molins am Samstagabend - und ließ offen, ob es weitere Angreifer gab. Vieles spricht dafür.
Den Ermittlern zufolge agierten die Attentäter in drei Teams: Drei Selbstmordattentäter sprengten sich vor dem Fußballstadion Stade de France im Norden von Paris in die Luft; drei Männer attackierten die Konzerthalle Bataclan und starben während der Erstürmung durch die Polizei. Ein drittes Team war vermutlich in einem schwarzen Seat unterwegs und schoss binnen weniger Minuten an drei Orten in Paris auf die Gäste von Bars und Restaurants. Außerdem sprengte sich in einem Restaurant ein Selbstmordattentäter in die Luft.
Unklar ist, was mit den Angreifern im schwarzen Seat geschah. Das Auto wurde in der östlich an Paris angrenzenden Vorstadt Montreuil gefunden, entdeckt wurden im Fahrzeug mehrere Kalaschnikows. Inzwischen wurden sieben Männer in Belgien festgenommen. Die Angreifer könnten zu ihnen gehören - oder noch auf der Flucht sein.
Nach neuesten Erkenntnissen waren drei Brüder in die Anschläge verwickelt. Einer sei bei den Attentaten selbst ums Leben gekommen, während sich ein zweiter derzeit in Belgien in Polizeigewahrsam befinde, verlautete am Sonntag aus Ermittlerkreisen in der französischen Hauptstadt. Beim dritten Bruder sei nicht klar, ob er einer der Selbstmordattentäter war oder auf der Flucht ist.
WER WAREN DIE ANGREIFER?
Als erster Attentäter aus dem Bataclan wurde der 29-jährige Franzose Omar Ismail Mostefai identifiziert. Der Kleinkriminelle, der wegen mehrerer Straftaten verurteilt worden war, stand im Visier der Sicherheitsbehörden, weil er sich im islamistischen Milieu radikalisiert hatte. Er hielt sich 2014 sehr wahrscheinlich in Syrien auf - unklar ist aber, ob er mit einem Auftrag für einen Anschlag zurückkehrte.
Die Staatsanwaltschaft von Brüssel teilte zudem am Sonntag mit, dass es sich bei zwei Angreifern um Franzosen handelte, die in der belgischen Hauptstadt lebten. Einer von ihnen wohnte demnach im Problemvorort Molenbeek.
Bei einem der Selbstmordattentäter am Stade de France wurde ein syrischer Pass gefunden. Nach Angaben der griechischen Behörden ließ sich mit dem Pass im Oktober ein Mann auf der griechischen Insel Leros als Flüchtling registrieren. Die Ermittler sind aber vorsichtig: Der Pass könnte gefälscht, von dem Flüchtling verkauft, weitergereicht oder gestohlen worden sein. Zur Identität der anderen Attentäter gab es zunächst keine Angaben.
GIBT ES KOMPLIZEN?
Die Attentäter brauchten Geld und Waffen für ihre Taten - hatten sie Unterstützer? Die Ermittler werden insbesondere der Frage nachgehen, woher die Männer ihre Kalaschnikows hatten und wie sie sich finanzierten. Außerdem hatten alle Angreifer Sprengstoffgürtel bei sich. Experten halten es für unwahrscheinlich, dass der Sprengstoffspezialist, der die Gürtel herstellte, sich mit in die Luft sprengte.
WAS GENAU PASSIERTE AM STADE DE FRANCE?
Die drei Selbstmordattentäter rissen bei der Explosion ihrer Sprengstoffgürtel nahe des Fußballstadions "nur" einen Passanten mit in den Tod. Die Gegend vor dem Stadion war zu dem Zeitpunkt am Freitagabend nahezu menschenleer, während im Stadion selbst 80.000 Zuschauer das Freundschaftsspiel Deutschland-Frankreich verfolgten. Hätten sich die Angreifer vor Beginn oder nach Ende des Spiels vor dem Stadion unter die Menge gemischt, hätten sie Dutzende Menschen töten und eine Massenpanik auslösen können.
Wie der französische Sport-Staatssekretär der Agentur AFP bestätigte, versuchten die Attentäter in das Stadion einzudringen. Das Sicherheitspersonal wurde aber auf die Männer aufmerksam und verweigerte den Zutritt. Angaben von Medien, wonach einer der Angreifer ein Ticket für das Spiel hatte, sind den Ermittlern zufolge nicht belegt.