Nur wenige Stunden sind seit den Terrorattacken in Paris vergangen - die Auswirkungen aber sind schon weit jenseits der französischen Hauptstadt spürbar. Noch ist längst nicht klar, was genau geschah, doch die Angst, dass es noch nicht zu Ende ist, reicht weit über die Grenzen von Frankreich hinaus.
Passagiere waren schon in die Maschine eingestiegen
Die ersten Gäste des Fluges A1741 von Amsterdam nach Paris saßen am Samstag schon auf ihren Plätzen, als Polizeiwagen mit Blaulicht auf das Flugzeug zusteuerten, zwei Beamte mit schweren Waffen ausstiegen und die Außentreppe der Fluggastbrücke erklommen. Sie traten den Einsteigenden entgegen und schickten sie zurück ins Gebäude des Flughafens Schiphol, räumten danach das Flugzeug.
Kurz darauf wurde der Wartebereich um das Gate C05 großräumig abgesperrt, und ein Beamter mit einem Sprengstoff-Suchhund verschwand in der Maschine. Keine einzige Information war bis zu diesem Moment zu bekommen, doch der Hundeführer und seine Spezialuniform ließen nur eine Deutung zu: Es musste eine Bombendrohung gegen den Flug nach Paris vorliegen.
Drohung per Twitter
Als schließlich der Sicherheitschef des Flughafens Schiphol vor die Reisenden trat, bestätigte er die Vermutung. Über Twitter sei ein Anschlag auf die Maschine angekündigt worden, erklärte er und versichere, man werde Flugzeug und Gepäck erneut überprüfen. Nach rund drei Stunden schließlich gab er Entwarnung, die Passagiere durften erneut einsteigen.
Doch an Bord herrschte eine beklemmende Stimmung. Stewardessen mit eingefrorenen Mienen, dann erneut langes Warten ohne Auskunft, schließlich die Durchsage des Kapitäns, man sei sich bei einigen Koffern nicht sicher. Der Flug starte in wenigen Minuten, das Gepäck jedoch bleibe in Amsterdam. Gegen 19 Uhr landete die Maschine schließlich ohne weitere Informationen oder Ansprachen in Paris.
Kein Zug in Richtung Innenstadt
Am Flughafen Charles De Gaulle setzte sich die gespenstische Stimmung des Tages fort. Keiner der Regionalzüge Richtung Paris fuhr, von den angekündigten Ersatzbussen keine Spur. Ein Minibus, der normalerweise Hotelgäste vom Flughafen abholt, nahm uns mit in die Stadt.
Samstagabend, das Wetter herbstlich, aber trocken - normalerweise sitzen hier am Canal Saint Martin Horden junger Menschen und feiern das Wochenende. Doch die Straßen wirken wie leer gefegt, die Rollläden der meisten Cafés und Läden sind heruntergelassen, es ist ungewöhnlich still in der Stadt. An der Place de la République versammeln sich rund um das Denkmal der Marianne junge Menschen und Anwohner aus den umliegenden Straßen, legen Kerzen nieder, Blumen und selbst gezeichnete Schilder und Skizzen. Sie trauern um die Toten und erinnern an die Grundwerte der französischen Republik: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.