Die chinesische Regierung will "in den nächsten Tagen" einen Dialog mit Vertretern des Dalai Lama aufnehmen. Das berichtet die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Nach mehrmaligen Bitten seitens des religiösen Oberhauptes der Tibeter wollten zuständige Abteilungen der Zentralregierung in "Kontakte und Konsultationen mit den privaten Abgesandten des Dalai Lama" treten, zitiert Xinhua einen Regierungsbeamten. Dieser bekräftigte allerdings, die Politik gegenüber Tibet habe sich nicht geändert. Chinas Regierung hoffe, dass der Dalai Lama glaubwürdige Schritte machen werde, separatistische Aktivitäten zu beenden. Er müsse auch aufhören, "zu Gewalt anzustiften" und "die Olympischen Spiele zu stören oder zu sabotieren", um die Bedingungen für die Gespräche zu schaffen.
Der Dalai Lama hat das Gesprächsangebot der chinesischen Regierung begrüßt. Das geistliche Oberhaupt der Tibeter begrüße das Angebot Pekings, mit einem seiner Vertreter über Tibet sprechen zu wollen, sagte Tenzin Takla, ein Sprecher des Dalai Lama, in Neu Delhi. Dies sei "ein Schritt in die richtige Richtung", weil nur direkte Treffen zu einer Lösung der Tibet-Frage führen könnten, fügte er hinzu. Offiziell habe man noch keine Einladung der chinesischen Seite erhalten. Der Dalai Lama sei aber der Lösung des Tibet-Themas verpflichtet. "Und der einzige Weg, die tibetischen Probleme zu lösen, ist durch Gespräche mit den chinesischen Vertretern von Angesicht zu Angesicht und dadurch, die Beschwerden des tibetischen Volkes anzugehen." Der Dalai Lama sei im Ausland und werde erst am Samstag wieder in Indien erwartet, hieß es aus dessen Büro. Erst dann sei eine offizielle Reaktion des Dalai Lamas zu erwarten.
Die Führung in Peking sah sich nach den blutigen Zusammenstößen mit Aktivisten der tibetischen Unabhängigkeitsbewegung vor sechs Wochen mit zunehmenden Forderungen nach Gesprächen mit dem Dalai Lama konfrontiert. Kurz vor der überraschenden Xinhua-Meldung hatte sich EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso nach Gesprächen mit Regierungschef Wen Jiabao in Peking optimistisch gezeigt, dass es in der Tibetfrage "bald eine positive Entwicklung" gebe.
Seit 2002 hatte es mehrere Runden von Konsultationen von Abgesandten des Dalai Lama mit der chinesischen Regierung gegeben, ohne dass aber konkrete Fortschritte erzielt worden waren. China macht das geistliche Oberhaupt der tibetischen Buddhisten für die Unruhen in der Hauptstadt Lhasa verantwortlich und wirft ihm vor, damit die Olympischen Sommerspiele im August sabotieren zu wollen. Nach offiziellen Angaben der Behörden kamen bei den Unruhen 22 Menschen ums Leben, die tibetische Exilregierung spricht von mindestens 140 Toten. Vorwürfe Pekings, er strebe eine Unabhängigkeit Tibets an, wies der Dalai Lama mehrfach zurück und betonte, Tibet wolle lediglich eine Autonomie.