Transplantationen China will Organe von Hingerichteten nicht mehr nutzen

In China wurden im vergangenen Jahr etwa 2400 Menschen hingerichtet. Viele Organe für Transplantationen stammten bislang von exekutierten Verbrechern. Damit soll nun endgültig Schluss sein.

China will im neuen Jahr aus der umstrittenen Verwendung der Organe hingerichteter Häftlinge aussteigen. Die Praxis werde ab dem 1. Januar "vollständig beendet", berichtet die Zeitung "Southern Metropolis Daily" unter Berufung auf den Leiter des chinesischen Organspende-Komitees, Huang Jiefu. Die für Transplantationen benötigten Organe sollten künftig nur noch von freiwilligen Spendern kommen, sagte der frühere Vize-Gesundheitsminister.

In der Vergangenheit hatten Menschenrechtsgruppen die chinesischen Behörden beschuldigt, hingerichteten Gefangenen ohne ihr Einverständnis oder das ihrer Familien Organe zu entnehmen. Peking hatte dies stets bestritten und gleichzeitig schon öfter versprochen, auf die Organe hingerichteter Häftlinge verzichten zu wollen. Im November 2012 hatte Huang ein Ende der umstrittenen Praxis binnen zwei Jahren angekündigt.

Viele Chinesen wollen vollständige Bestattung

Der Handel mit Organen ist in China seit 2007 verboten. Seit 2009 wird ein landesweites System für Organspenden aufgebaut, doch übersteigt die Nachfrage noch immer bei Weitem das Angebot. Nach Angaben von Huang brauchen jedes Jahr rund 300.000 Patienten "dringend" eine Transplantation, doch werden letztlich nur 10.000 Transplantationen ausgeführt. Viele Chinesen glauben an eine Reinkarnation nach dem Tod und wollen daher vollständig bestattet werden.

Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben der US-Menschenrechtsorganisation Dui Hua in China rund 2400 Menschen hingerichtet. Die Zahl der Hinrichtungen geht allerdings seit Jahren zurück. 2002 wurden den Angaben zufolge noch 12.000 Häftlinge exekutiert.

Ein Organspendenetz als Alternative

"Aus akademischer und persönlicher Sicht war ich immer der Ansicht, dass wir nicht Organe Hingerichteter benutzen sollten", sagt Wang Haibo, der seit 2004 als Mitglied der medizinischen Fakultät der Universität Hongkong an Registrierungsverfahren für Leberspenden gearbeitet hat. Er zitiert Experten der internationalen Transplantationsgesellschaft (TTS), dass Straftäter kurz vor der Exekution "keinen freien Willen haben, um zu spenden". Natürlich hätten sie das Recht zu spenden. "Aber auf Systemebene sind wir besorgt, dass es Missbrauch gibt", sagt Wang Haibo. "Wie können wir sicher sein, dass seine Bereitschaft zur Organspende echt ist?"

So gebe es nur eine Alternative: Ein Organspendenetz aufbauen, um die alte Praxis zu ersetzen. Das neue Verteilungssystem müsse "offen, transparent und gerecht" sein, um die Spendenbereitschaft im Volk zu verbessern, sagt Wang Haibo. Es müsse Vertrauen schaffen, dass es weder Korruption noch Missbrauch gebe. Zusätzlich müssten kulturelle Hindernisse überwunden werden. Viele Chinesen sind überzeugt, dass ihr Körper unversehrt mit allen Organen ins Jenseits gehen müsse. Auch müssen in China immer auch die Familie und ihr Oberhaupt zustimmen. Doch zeigen Umfragen des Gesundheitsministeriums, dass 70 Prozent der jungen Leute kein Problem mit Organspenden haben. Wang Haibo ist daher überzeugt, dass nicht die Einstellung der Chinesen veraltet ist, sondern es die bisherigen Organspendemethoden sind.

AFP
mad/AFP