Der Abschied von Margaret Thatcher wird pompös: 2000 geladene Trauergäste wollen an diesem Mittwoch der gestorbenen ehemaligen britischen Premierministerin die letzte Ehre erweisen. Thatcher war am Montag vergangener Woche im Alter von 87 Jahren einem Schlaganfall erlegen, nachdem sie bereits mehrere Jahre lang pflegebedürftig gewesen war. Tausende Londoner und Gäste werden zu Thatchers letzter Reise auf den Straßen erwartet. Nach tagelangen Anti-Thatcher-Demonstrationen in Großbritannien wird der Trauerzug vom Parlamentsgebäude zur St. Paul's Kathedrale im Osten der Londoner Innenstadt von bis zu 4000 Polizisten gesichert. Über die auf bis zu zehn Millionen Pfund (etwa zwölf Millionen Euro) geschätzten Begräbniskosten wird in Großbritannien heftig diskutiert. Kritiker, darunter der Buckingham Palast, haben die Dimension der von Downing Street, der Konservativen Partei und der Familie Thatcher organisierten Trauerfeier kritisiert.
Der Sarg mit den sterblichen Überresten der umstrittenen Politikerin - eingehüllt in eine britische Fahne - ist am Parlamentsgebäude in Londons Regierungsviertel Westminster eingetroffen. Während einer kurzen Andacht in der St. Mary's Kapelle verabschiedeten sich enge Mitarbeiter von der früheren Premierministerin. Auch Familienmitglieder waren dabei. Später sollten Parlamentarier zum Sarg vorgelassen werden. Anschließend wacht Pfarrerin Rose Hudson-Wilkin während der Nacht über Thatchers Sarg, bevor am Mittwochmorgen um 09.00 Uhr Ortszeit (11.00 Uhr MESZ) die eigentliche Trauerprozession zur St.-Paul's-Kathedrale beginnt.
Trauergäste ersten Ranges
Am Mittwoch wird er zunächst mit dem Auto zu einer anderen Kapelle gebracht. Von dort aus wird er auf einer Geschützlafette in einem Trauerzug zum Gottesdienst in der St. Paul's Kathedrale gebracht. Der Leichnam wird von Veteranen des Falkland-Krieges begleitet. Insgesamt marschieren 700 aktive Soldaten im Trauerzug mit. Im Tower of London wird Salut geschossen. Die berühmte Kirchenglocke Big Ben am Turm des Parlamentsgebäudes wird auf Anweisung von Parlamentspräsident John Bercow während der Feierlichkeiten schweigen. Am Nachmittag soll der Leichnam in einer kleinen privaten Zeremonie eingeäschert werden.
Zu den Trauergästen werden neben Queen Elizabeth II. als britischem Staatsoberhaupt zahlreiche Prominente, darunter die Soulsängerin Shirley Bassey, gehören. Die internationale Politik schickt nicht die erste Garde. Bundeskanzlerin Angela Merkel lässt sich von Außenminister Guido Westerwelle vertreten. Die US-Regierung Barack Obamas schickt keinen Vertreter. Dafür nehmen mit Henry Kissinger, James Baker und George Shultz drei ehemalige US-Außenminister an den Feierlichkeiten teil.
Kritik an Kosten und Dimension
Zwar bekommt Thatcher streng genommen kein Staatsbegräbnis. Eine ähnlich prächtige Trauerfeier wurde aber zuletzt dem legendären früheren Premierminister und Nazi-Gegner Winston Churchill zuteil. Erstmals seit dessen Beisetzung im Jahr 1965 wird diesmal zudem Königin Elisabeth II. einer solch ehrenhaften Trauerfeier beiwohnen. Auch das Schweigegebot für die Glocken des Big Ben galt in dieser Form zuletzt vor 48 Jahren.
Thatcher, die am 8. April im Alter von 87 Jahren gestorben war, ist in ihrem Heimatland bis heute extrem umstritten. In ihrer Amtszeit der Jahre 1979 bis 1990 setzte die konservative Politikerin gegen den Widerstand der Gewerkschaften einen rigiden Reformkurs durch, ließ Staatsbetriebe privatisieren und die Staatsausgaben senken.