Donald Trump hat sich seit der Präsidentschaftswahl mit öffentlichen Auftritten sehr zurückgehalten. Und bei den wenigen Anlässen, zu denen der Noch-Amtsinhaber vor die Kameras trat, weigerte er sich, Journalisten Rede und Antwort zu stehen. Am Donnerstag hatten die Medienvertreter nun erstmals seit dem 3. November die Möglichkeit, Trump Fragen zu stellen – was zu einer bemerkenswerten Auseinandersetzung mit einem Reporter führte.
Trump nennt Reporter "Dünnbrettbohrer"
Nach einer Videoschalte des Präsidenten mit im Ausland stationierten US-Soldaten anlässlich des Thanksgiving-Feiertages wandte sich der Korrespondent der Nachrichtenagentur Reuters, Jeff Mason, an Trump. Mason wollte wissen, ob der 74-Jährige seine Niederlage eingestehen werde, wenn das Wahlkollegium für seinen designierten Nachfolger Joe Biden gestimmt habe.
"Nun, wenn sie das tun, haben sie einen Fehler gemacht, denn diese Wahl war ein Betrug", entgegnete der Präsident. Mason versuchte nachzuhaken, doch Trump ließ ihn nicht zu Wort kommen.
"Nur damit Sie es verstehen, diese Wahl war ein Betrug", sagte er und nannte als vermeintlichen Beleg für seinen Vorwurf, dass Biden im Vergleich mit Barack Obama überall schlechter abgeschnitten habe als dieser, nur ausgerechnet in den für den Wahlausgang entscheidenden Schlüsselstaaten nicht. "Also nein, das kann ich überhaupt nicht sagen", kam Trump schließlich auf die Frage zurück. "Ich denke, es ist eine Möglichkeit ... sie versuchen, sehen Sie, zwischen Ihnen ... ."
Als Mason erneut nachhaken wollte, wurde der Präsident sauer. "Reden Sie nicht so mit mir", protestierte er. "Sie sind nur ein Dünnbrettbohrer. Reden Sie nicht so mit mir. Reden Sie nicht mit ...". Der Reporter versuchte weiter, zu Wort zu kommen, doch Trump weigerte sich, ihn anzuhören und fuhr fort: "Ich bin der Präsident der Vereinigten Staaten. Sprechen Sie niemals auf diese Weise mit dem Präsidenten." Dann wandte er sich ab und erklärte: "In Ordnung, ich werde mit einer anderen Frage fortfahren".
Trump hatte bereits im Oktober eine Auseinandersetzung mit Mason. Damals verspottete er den Reuters-Reporter, weil dieser wegen der Corona-Pandemie eine Atemschutzmaske getragen hatte.
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Bidens Wahl gilt nur noch als Formsache
Das Wahlkollegium wird am 14. Dezember den nächsten US-Präsidenten und dessen Vize wählen. Das Ergebnis der Abstimmung wird allerdings erst am 6. Januar offiziell bekanntgegeben. Beide Schritte gelten angesichts des längst bekannten Wahlsieges von Biden als Formalien. Trump behauptet dennoch immer wieder ohne irgendwelche Belege dafür vorzulegen, es habe einen "massiven Wahlbetrug" gegeben und tatsächlich habe er den Demokraten "erdrutschartig" besiegt.
Quellen: "Huffington Post", "Mediaite", CNN