Die Wikileaks-Enthüllungen der vergangenen Tage haben in der Türkei Spekulationen über die Rolle Israels bei den Veröffentlichungen ausgelöst. Wenn man sich anschaue, wem die Dokumente nützten und wem sie schadeten, dann sehe alles danach aus, als ob die Entwicklung günstig für Israel sei, sagte Innenminister Besir Atalay am Donnerstag vor Journalisten in Ankara. US-Diplomaten in Ankara hatten in mehreren über Wikileaks veröffentlichten Memos islamistische Tendenzen in der Türkei beklagt.
Der stellvertretende Vorsitzende der religiös-konservativen Regierungspartei AKP, Hüseyin Celik, verwies darauf, dass sich Israel über die Veröffentlichungen von Wikileaks freue und teilweise die Enthüllungen bereits kommentiere, bevor sie überhaupt von Wikileaks publik gemacht würden. Staatspräsident Abdullah Gül sagte Journalisten während seines Besuches beim OSZE-Gipfel in Kasachstan, er vermute ein "Ziel" hinter den Wikileaks-Memos und frage sich, was wohl über Israel zu lesen sein werde.
Die Beziehungen zwischen der Türkei und Israel sind seit langem gespannt und befinden sich seit dem israelischen Angriff auf türkische Schiffe mit Hilfsgütern für Gaza Ende Mai in einer tiefen Krise. Die israelische Regierung macht die türkische Führung für die Verschlechterung verantwortlich. Laut Wikileaks stellten israelische Vertreter in Gesprächen mit US-Diplomaten in den vergangenen Jahren die Frage, wie lange sich die strikt säkularistische Armee den Machtzuwachs von Islamisten in der Türkei untätig anschauen werde. Die türkischen Generäle haben seit 1960 vier Regierungen aus dem Amt gedrängt.