Bürgermeister Klitschko: Hälfte der Menschen in Kiew noch ohne Strom +++ Kiew noch immer weitgehend ohne Strom +++ Lukaschenko schließt militärisches Eingreifen aus +++ Putin trifft Soldatenmütter +++ Die Meldungen zum Krieg in der Ukraine im stern-Liveblog
Angesichts von Kälte und Dunkelheit in ukrainischen Städten infolge der massiven Blackouts hat Präsident Wolodymyr Selenskyj den Widerstandsgeist seines Volkes gegen die russische Invasion beschworen. "Wir haben neun Monate lang einen umfassenden Krieg überstanden, und Russland hat keinen Weg gefunden, uns zu brechen. Und es wird keinen finden", sagte Selenskyj am Donnerstag in seiner abendlichen Videoansprache. "Wir müssen so weitermachen wie jetzt gerade, in Einigkeit und gegenseitiger Hilfe." Russland war am 24. Februar in das Nachbarland einmarschiert. Durch russischen Beschuss auf die Stadt Cherson in der Südukraine wurden 7 Menschen getötet und etwa 20 verletzt, wie die regionalen Behörden mitteilten.
Putin will sich am Freitag mit den Müttern von Soldaten treffen, die in der Ukraine eingesetzt sind oder sich darauf vorbereiten. Der Kreml teilte mit, eingeladen seien Mütter von Berufs- und Zeitsoldaten, von Freiwilligen und einberufenen Reservisten. Nach der Teilmobilmachung haben sich Mütter in einigen Regionen beschwert, dass ihre Söhne schlecht ausgerüstet in den Kampf geschickt würden.
Die Meldungen des 275. Tages von Russlands Krieg gegen die Ukraine im stern-Liveblog:
Tag 275 von Russlands Krieg gegen die Ukraine
Kapitel
Scholz und Borne sichern der Ukraine dauerhafte Unterstützung zu
Krankenhäuser der Stadt Cherson werden nach Behördenangaben evakuiert
Klitschko: "Hälfte der Einwohner von Kiew ohne Strom"
Lukaschenko schließt Einsatz der belarussischen Armee aus
Selenskyj hält an Rückeroberung der Krim fest
Leonie Scheuble
Und damit verabschieden wir uns für heute und wünschen eine gute Nacht!
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Leonie Scheuble
Wegen der schwierigen Lage in Cherson evakuiert die ukrainische Regierung erste Zivilisten aus der zurückeroberten Stadt. 100 Menschen seien mit dem Zug nach Chmelnyzkij in der Westukraine gebracht worden, teilt das Infrastruktur-Ministerium mit. Dazu zählten 26 Kinder und sechs Kranke. Sie würden in dem als sicher geltenden Gebiet untergebracht und erhielten die übliche staatliche Unterstützung für Binnenflüchtlinge.
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Leonie Scheuble
Die russische Rüstungsindustrie soll nach Worten von Präsident Putin die im Ukraine-Krieg gesammelten Erfahrungen im Kampf gegen moderne westliche Waffen nutzen. Damit ließen sich die Qualität, Zuverlässigkeit und Kampftauglichkeit russischer Waffensysteme verbessern, sagt Putin in Moskau. Er besucht dort nach Angaben der Agentur Tass eine Veranstaltung zum 15-jährigen Jubiläum der Staatsholding Rostec. In dieser sind etwa 700 russische Hochtechnologie-Firmen zusammengefasst, vor allem aus dem Rüstungsbereich.
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Leonie Scheuble
Ukraines Präsident Selenskyj übt Kritik an der Arbeit der Kiewer Stadtverwaltung bei der Schadensbehebung nach den massiven russischen Angriffen auf die Energieversorgung. "Heute Abend sind 600.000 Abonnenten in der Stadt abgeschaltet", sagt Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. "Viele Kiewer Bürger waren mehr als 20 oder sogar 30 Stunden ohne Strom." Er erwarte vom Büro des Bürgermeisters Qualitätsarbeit. Der Präsident nennt Stadtoberhaupt Vitali Klitschko nicht beim Namen. Er ärgere sich vor allem darüber, dass es in der drei Millionen Einwohner zählenden Hauptstadt weniger Wärmestuben gebe als nötig, so Selenskyj.
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Leonie Scheuble
Moskau verurteilt eine Entschließung des Europaparlaments, in der Russland wegen seiner Militäraktionen in der Ukraine als ein "dem Terrorismus Vorschub leistender Staat" eingestuft wird. Die Entschließung habe "nichts zu tun mit der tatsächlichen Situation im Kampf gegen internationalen Terrorismus", erklärt das russische Außenministerium. Die "unfreundliche Aktion" sei "Teil einer politischen Informationskampagne des Westens gegenüber unserem Land". Das Europaparlament hatte am Mittwoch für einen Text gestimmt, der "Russland als dem Terrorismus Vorschub leistenden Staat und als terroristische Mittel einsetzenden Staat" einstuft.
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Volker Königkrämer
Bei russischen Angriffen auf die südukrainische Stadt Cherson sind nach Angaben der Behörden mindestens 15 Zivilisten getötet worden. "Durch feindlichen Beschuss wurden heute 15 Bewohner von Cherson getötet und 35 weitere verletzt, darunter ein Kind", erklärt eine Vertreterin der kürzlich zurückeroberten Stadt in Online-Netzwerken. Mehrere Wohnhäuser und mehrstöckige Gebäude seien bei dem Beschuss beschädigt worden.
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Volker Königkrämer
Die Ukraine erhält 40 Generatoren aus EU-Beständen. Eine entsprechende Lieferung werde derzeit über das Zentrum für die Koordination von Notfallmaßnahmen vorbereitet, teilt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nach einem Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit.
Mit den Generatoren könne jeweils ein kleines bis mittelgroßes Krankenhaus mit Strom versorgt werden. In der Ukraine kommt es derzeit immer wieder zu Stromausfällen. Nach mehreren massiven russischen Angriffen auf die Infrastruktur in der Ukraine sind zahlreiche Menschen von der Strom und Wärmeversorgung abgeschnitten.
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Scholz und Borne sichern der Ukraine dauerhafte Unterstützung zu
Volker Königkrämer
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die französische Premierministerin Elisabeth Borne haben der Ukraine dauerhafte Unterstützung und Solidarität ihrer beiden Länder angesichts des russischen Angriffskrieges zugesichert. Frankreich und Deutschland stünden "in Solidarität auf der Seite der Ukraine", sagt Scholz bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Borne in Berlin. "Der Bombenterror Russlands gegen die zivile Infrastruktur der Ukraine muss aufhören", fordert er.
Deutschland arbeite "unermüdlich daran, die Ukraine weiter zu unterstützen", sagt der Kanzler. Aktuell liege der Schwerpunkt dabei auf der Wiederherstellung der Energieinfrastruktur. "Wir werden die Ukraine bis zum Ende dieses Konflikts unterstützen", fügt die französische Regierungschefin Borne hinzu, die zu ihrem Antrittsbesuch in Berlin ist. "Wir sagen den Ukrainern, dass wir auch in der Zeit danach an ihrer Seite stehen werden."
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Rune Weichert
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) untersucht die Sicherheitsmaßnahmen in allen ukrainischen Kernkraftwerken. Wie IAEA-Chef Rafael Grossi mitteilt, ist nächste Woche ein Besuch im AKW Südukraine geplant. Auch die Kraftwerke Chmelnyzkyj und Riwne sollen bald vor Ort überprüft werden. Eine IAEA-Visite im stillgelegten Unfallreaktor Tschernobyl wurde laut Grossi bereits durchgeführt.
Laut einem IAEA-Bericht von Anfang November könnten die Expertinnen und Experten der Organisation unter anderem die technischen Systeme und Notfallpläne der vier Anlagen in Bezug auf Sicherheitsfragen bewerten und mögliche Empfehlungen abgeben. Im russisch besetzten Atomkraftwerk Saporischschja hat die IAEA hingegen bereits seit September Mitarbeiter stationiert, die die Lage in dem umkämpften Kraftwerk permanent beobachten.
Dass nicht nur das AKW Saporischschja wegen des Krieges in Gefahr ist, wurde spätestens am Mittwoch klar, als erstmals auch an den Anlagen Südukraine, Chmelnyzkyj und Riwne vorübergehend Diesel-Generatoren zur Kühlung der Brennstäbe eingesetzt werden mussten, da die externe Stromversorgung von russischen Angriffen betroffen war. Ohne verlässliche Kühlung steigt das Risiko eines Atomunfalls durch Überhitzung von spaltbarem Material.
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Krankenhäuser der Stadt Cherson werden nach Behördenangaben evakuiert
Rune Weichert
Die Ukraine evakuiert wegen "anhaltender russischer Bombardierungen" die Krankenhäuser in der vor kurzem zurückeroberten Stadt Cherson. Das erklärt Jaroslaw Januschewitsch, der Leiter der Militärverwaltung der gleichnamigen Region. Die russischen Truppen hatten die Stadt Cherson acht Monate lang besetzt gehalten. Vor zwei Wochen zogen sie sich aus der Stadt zurück, nachdem die ukrainischen Truppen in dem Gebiet immer weiter vorgerückt waren. Cherson war die einzige Regionalhauptstadt, welche die russischen Truppen erobert hatten. Auch nach dem Truppenabzug aus der Stadt vor zwei Wochen betonte der Kreml, Cherson bleibe Teil des russischen Staatsgebiets.
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Rune Weichert
Russland zieht sich vom Vorsitz des Unesco-Welterbekomitees zurück. Das bestätigt die deutsche Abteilung der Unesco. Russland hatte seit vergangenem Sommer den Vorsitz inne. Unter normalen Umständen werden die Sitzungen des Komitees in dem Vorsitz-Land abgehalten. Wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine fand in diesem Jahr allerdings kein Treffen statt. Die Arbeit des Komitees war dadurch faktisch in vielerlei Hinsicht blockiert. Noch in diesem Jahr soll es nach Angaben der Unesco eine Sondersitzung geben, bei der über den neuen Vorsitz entschieden wird.
Die Unesco ist die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation. Das Unesco-Welterbekomitee entscheidet über Aufnahmen in die Liste des Welterbes. Seit Beginn des Krieges dokumentiert die Unesco auch die Zerstörung in der Ukraine mit Satellitenaufnahmen.
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Rune Weichert
Der russische Präsident Wladimir Putin versichert den Angehörigen von im Ukraine-Konflikte gefallenen Soldaten sein Mitgefühl. "Ich möchte, dass Sie wissen: Ich persönlich und die gesamte Führung des Landes teilen diesen Schmerz", sagt Putin bei einem Treffen mit Müttern von in der Ukraine kämpfenden Soldaten in seiner Residenz nahe Moskau. "Wir verstehen, dass nichts den Verlust eines Sohns, eines Kindes, aufwiegen kann."
Er fügt hinzu, dass der in Russland am Sonntag stattfindende Muttertag in diesem Jahr von einem "Gefühl der Ängstlichkeit und Unsicherheit" bei den betroffenen Frauen geprägt sein werde. Deren Gedanken würden "bei ihren Jungen sein".
Putin und die russischen Behörden erwähnen die in der Ukraine erlittenen Verluste für gewöhnlich nur selten. An dem Treffen mit dem Präsidenten nahmen Frauen teil, die nach Kreml-Angaben Mütter von in der Ukraine kämpfenden Soldaten sind.
Der russische Präsident Wladimir Putin trifft sich zum ersten Mal mit einer Gruppe von Soldatenmüttern und -frauen, seit er vor neun Monaten russische Truppen in die Ukraine beordert hat. .Alexander Shcherbak / SPUTNIK / AFP
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Thomas Krause
Im Kampf gegen den illegalen Handel mit gestohlenen und geplünderten Kulturobjekten aus der Ukraine hat der Internationale Museumsrat (ICOM) eine Rote Liste der gefährdeten Kulturgüter in dem von Russland angegriffenen Land zusammengestellt. Die in Paris veröffentlichte Liste umfasst unter anderem Manuskripte aus dem 13. bis 19. Jahrhundert sowie jahrhundertealte Ikonen - aber auch moderne Kunst von der naiven Malerei bis zum Sozialistischen Realismus sowie Kunsthandwerk, Kostüme und Schmuck.
Mit Hilfe der vorgelegten Roten Notfallliste will der 1946 gegründete internationale Verband von Museen und Museumsfachleuten, der heute fast 140 Länder abdeckt, die Identifizierung von geplünderten Kulturgütern aus der Ukraine erleichtern, "wenn sie in den kommenden Wochen, Monaten und Jahren zu zirkulieren beginnen." Den illegalen Handel mit Artefakten gebe es zwar schon lange, durch die russische Invasion habe er aber weiter zugenommen, erklärte der Museumsrat. Zusammengestellt wurde die Liste auch mit Hilfe von Museumsexperten aus der gesamten Ukraine.