Britische Geheimdienste untersuchen Gründe für Zerstörung des Kachowka-Staudamms +++ Kiew und Moskau beschuldigen sich vor UN-Sicherheitsrat gegenseitig +++ Die Meldungen zum Krieg in der Ukraine im stern-Newsblog.
Die Meldungen des 469. Tages von Russlands Krieg gegen die Ukraine im stern-Newsblog:
Tag 469 von Russlands Krieg gegen die Ukraine
Kapitel
Ukrainische Behörden in Cherson erwarten steigende Wasserstände
Chinas Handel mit Russland auf höchstem Niveau seit Kriegsbeginn
Ukraine erwartet Überflutung von 10.000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche
Tim Schulze
Die Flutkatastrophe in Folge der Staudamm-Zerstörunghat mehr als 20 Museen und Kulturstätten der südukrainischen Region Cherson getroffen. Das ukrainische Kulturministerium veröffentlichte am Mittwoch eine Liste der Kulturobjekte, die durch die Flutwellen beschädigt oder gänzlich ruiniert sein sollen. Die meisten davon befinden sich demnach auf der südlichen, von Russland besetzten, Seite des Dnipro-Flusses. Die ukrainische Staatsagentur für Tourismusentwicklung veröffentlichte am Mittwoch zudem eine Karte mit Sehenswürdigkeiten und Naturerholungsgebieten, die als Folge der Flutkatastrophe nun bedroht sind.
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Mirjam Bittner
Der russische Präsident Wladimir Putin hat die Ukraine für die Explosion am Kachowka-Staudamm verantwortlich gemacht. In seiner ersten öffentlichen Stellungnahme zum Bruch des Damms in der Südukraine spricht Putin von einer "barbarischen Tat" Kiews. Dadurch sei "eine ökologische und humanitäre Katastrophe großen Ausmaßes" verursacht worden, sagt Putin nach Angaben des Kreml in einem Telefonat mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan.
Die Aussagen lassen sich bisher nicht unabhängig überprüfen.
Die Aussagen lassen sich bisher nicht unabhängig überprüfen.
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Mirjam Bittner
Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms hat das Hochwasser laut ukrainischen Behörden Minen vom Ufer des Dnipro weggeschwemmt. Das führe zu erhöhter Lebensgefahr für die Zivilbevölkerung, sagt der stellvertretende Leiter der Regionalverwaltung von Cherson, Jurij Sobolewskyj, der staatlichen Nachrichtenagentur Ukrinform. Andere Regionen der Ukraine hätten bereits Sprengstoffexperten in die Gegend entsandt, um bei der Beseitigung der Minengefahr zu helfen.
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Mirjam Bittner
Das ukrainische Militär hat eigenen Angaben zufolge bei der kürzlich von Russland eroberten Stadt Bachmut wieder Gegenangriffe gestartet.
„In Richtung Bachmut sind unsere Truppen von der Verteidigung in die Offensive übergegangen.“Ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar
Seit gestern seien die eigenen Truppen in der ostukrainischen Region Donezk an verschiedenen Stellen zwischen 200 und 1100 Metern vorgerückt. Das russische Verteidigungsministerium bestätigt zwar insgesamt acht ukrainische Angriffsversuche bei Bachmut, erklärt aber, alle abgewehrt zu haben. Die Angaben beider Kriegsparteien lassen sich oft nicht direkt unabhängig überprüfen.
Unzufrieden zeigt sich allerdings auch der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, dessen Männer monatelang in verlustreichen Gefechten um Bachmut kämpften. Der regulären russischen Armee, die die Wagner-Söldner mittlerweile abgelöst hat, wirft er vor, nicht entschlossen genug gegen die ukrainischen Offensivaktionen vorzugehen.
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Mirjam Bittner
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan schlägt eine Untersuchungskommission vor, um die Zerstörung des Staudammes zu klären. Erdogan habe dies in separaten Telefonaten mit Kremlchef Wladimir Putin und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj angesprochen, teilt das Präsidialamt in Ankara mit. Eine solche Kommission könne mit Experten der beiden Kriegsparteien sowie mit Vertretern der Türkei und der Vereinten Nationen besetzt sein und damit ein ähnliches Format haben, wie das sogenannte Getreideabkommen, heißt es.
Selenskyj schreibt auf Twitter, er habe mit Erdogan über die humanitären und ökologischen Folgen des "russischen Terrorakts" gesprochen und der Türkei eine Liste von dringend Benötigtem übergeben:
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Mirjam Bittner
Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudammes erwartet der Bürgermeister der westukrainischen Großstadt Lwiw (Lemberg), Andrij Sadowyj, viele Flüchtende aus den überfluteten Gebieten. "Die ersten Busse sind schon losgefahren. Wir haben momentan 3000 neue Schlafplätze für Flüchtlinge geschaffen", sagt Sadowyj dem polnischen Radiosender Rmf.fm.
Nach Angaben des Bürgermeisters hat Lwiw seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine etwa 150.000 Menschen aus anderen Teilen des Landes aufgenommen. Die Stadt mit ursprünglich 720.000 Einwohnern liegt rund 70 Kilometer östlich der Grenze zu Polen.
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Mirjam Bittner
Nach der Teilzerstörung des Kachowka-Staudamms in der Südukraine nehmen die Folgen für die Region immer katastrophalere Ausmaße an. Die Fluten schwellen weiter an, in der besonders betroffenen Großstadt Cherson im von der ukrainischen Armee kontrollierten Gebiet stiegen die Pegel um fünf Meter. Tausende Menschen wurden bereits in die Flucht gezwungen.
Insgesamt sollten mehr als 40.000 Menschen auf beiden Seiten des Flusses evakuiert werden. Angaben zu möglichen Toten und Verletzten liegen zunächst nicht vor.
Überflutete Straßen in Cherson, nachdem der Kachowka-Damm gesprengt wurde. Libkos/AP/DPA
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Mirjam Bittner
Russland wirft der Ukraine vor, eine wichtige Ammoniak-Pipeline gesprengt zu haben. Eine "ukrainische Sabotage- und Aufklärungsgruppe" habe die derzeit nicht genutzte Ammoniak-Pipeline Togliatti-Odessa "gesprengt", erklärt das Verteidigungsministerium in Moskau. Es habe sich um einen "Terrorakt" gehandelt, mehrere Zivilisten seien verletzt worden.
Den russischen Angaben zufolge ereignete sich der Vorfall am Montagabend nahe eines Dorfes in der nordöstlichen Region Charkiw in der Ukraine, welche die ukrainischen Truppen im vergangenen Herbst größtenteils zurückerobert hatte. Russland nutzte die Pipeline bis zum Beginn des Krieges zum Export von Ammoniak, das ein wichtiger Bestandteil von Düngemitteln ist.
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Martin Thiele
Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms warnt die Ukraine vor einer Ausbreitung von Krankheiten und Seuchen in der überfluteten Region Cherson. Durch das Hochwasser können in der südlichen Region Chemikalien und Krankheitserreger in Brunnen und Gewässer gelangen, wie das ukrainische Gesundheitsministerium auf Facebook mitteilte. Experten des Ministeriums seien bereits vor Ort im Einsatz, um Wasserproben zu analysieren, heißt es weiter. Außerdem sollten regionale Vorräte an Antibiotika aufgestockt werden, um mehr Menschen bei Darminfekten behandeln zu können.
Die ukrainische Behörde teilt außerdem mit, in den kommenden drei bis fünf Tagen werde der Wasserstand wieder sinken, was voraussichtlich zum Massen-Fischsterben führen werde. Der Verzehr von Fischen sei deshalb nun kategorisch verboten, um das Risiko von Botulismus – einer lebensbedrohlichen Nervenvergiftung – zu minimieren.
Die ukrainische Behörde teilt außerdem mit, in den kommenden drei bis fünf Tagen werde der Wasserstand wieder sinken, was voraussichtlich zum Massen-Fischsterben führen werde. Der Verzehr von Fischen sei deshalb nun kategorisch verboten, um das Risiko von Botulismus – einer lebensbedrohlichen Nervenvergiftung – zu minimieren.
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Martin Thiele
Das Pariser Louvre-Museum gibt 16 ukrainischen Kunstwerken "Asyl", um sie vor dem Krieg zu schützen. "Das ist wenig in einem Ozean der Verzweiflung, aber dennoch ein Symbol", so Museumsdirektorin Laurence des Cars gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Zu den über Polen und Deutschland in die französische Hauptstadt transportierten Werken zählten fünf byzantinische Ikonen aus Kiew, die vom 14. Juni an im Louvre ausgestellt werden.
Die übrigen elf Werke sollen im Depot des Louvre gelagert werden. Anfang Oktober war eine Rakete in der Nähe des Museums der westlichen und orientalischen Kunst in Kiew eingeschlagen, wodurch die Fensterscheiben zerstört wurden. Der Großteil der Werke sei ins Depot des Kiewer Museums verlagert worden, doch dort gebe es Probleme mit Temperaturschwankungen und Stromausfällen, so des Cars weiter.
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Martin Thiele
Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen macht auf die zunehmenden Schwierigkeiten für die eigene Arbeit in einigen Einsatzländern aufmerksam. "Wir beobachten multiple Krisen und zeitgleich eine zunehmende Einschränkung und Bedrohung unserer Arbeit", so Christian Katzer, Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen Deutschland, in Berlin.
Auch der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine beeinflusse die Arbeit der Organisation. Es gebe nach Kampfhandlungen und Angriffen immer wieder Lücken in der Versorgung von Patienten, so Katzer. Man habe allerdings auch Erfolge aufweisen können. Beispielsweise sei eine Art "Pizzaboten-System" für Medikamente aufgebaut worden, das anschließend in das ukrainische Gesundheitssystem integriert wurde.
Auch der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine beeinflusse die Arbeit der Organisation. Es gebe nach Kampfhandlungen und Angriffen immer wieder Lücken in der Versorgung von Patienten, so Katzer. Man habe allerdings auch Erfolge aufweisen können. Beispielsweise sei eine Art "Pizzaboten-System" für Medikamente aufgebaut worden, das anschließend in das ukrainische Gesundheitssystem integriert wurde.
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Marc Drewello
Der russische Besatzungschef im südukrainischen Gebiet Cherson, Wladimir Saldo, sieht nach der Staudamm-Zerstörung einen militärischen Vorteil für die eigene Armee. "Aus militärischer Sicht hat sich die operativ-taktische Situation zugunsten der Streitkräfte der Russischen Föderation entwickelt", sagt Saldo im russischen Staatsfernsehen angesichts des verheerenden Hochwassers. "Sie können nichts machen", so seine Sicht auf die ukrainischen Truppen, die eine Gegenoffensive zur Befreiung der besetzten Gebiete planen. "Für unsere Streitkräfte hingegen öffnet sich jetzt ein Fenster: Wir werden sehen, wer und wie versuchen wird, die Wasseroberfläche zu überqueren."
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Marc Drewello
Nach der Staudamm-Zerstörung sind insgesamt mehr als 2700 Menschen evakuiert worden. Angaben der ukrainischen Rettungsdienste zufolge wurden auf der von der Ukraine gehaltenen Seite des Flusses Dnipro "mehr als 1450 Menschen" in Sicherheit gebracht. Informationen über Tote oder Verletzte gebe es bislang nicht. In der Stadt Cherson sei der Wasserpegel um fünf Meter gestiegen. Nach Angaben ukrainischer Beamter müssen tausende weitere Menschen ihre Häuser verlassen. Zahlreiche täten dies bereits.
Die von Moskau eingesetzten Behörden melden die Evakuierung von 1274 Menschen auf der anderen Seite des Flusses. Bis zu 1500 Menschen würden heute aus Holaja Pristan evakuiert, teilt ein Besatzungsbeamter dort mit. Mehr als 200 Menschen seien bereits "herausgebracht" worden.
Die von Moskau eingesetzten Behörden melden die Evakuierung von 1274 Menschen auf der anderen Seite des Flusses. Bis zu 1500 Menschen würden heute aus Holaja Pristan evakuiert, teilt ein Besatzungsbeamter dort mit. Mehr als 200 Menschen seien bereits "herausgebracht" worden.
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Marc Drewello
Der ukrainische Regierungschef Denys Schmyhal wirft Russland angesichts der Zerstörung des Kachowka-Staudamms einen "Ökozid" und "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" vor. Russland habe "eine der schlimmsten Umweltkatastrophen der vergangenen Jahrzehnte ausgelöst", sagt Schmyhal per Videoschalte aus der Ukraine bei einem Ministertreffen der OECD in Paris. In Dutzenden Dörfern und Städten seien Probleme mit der Trinkwasserversorgung und bei der Bewässerung der Felder zu befürchten. "Dies bedroht die globale Ernährungssicherheit."
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Marc Drewello
US-Botschafterin Amy Gutmann sieht in dem bevorstehenden Luftwaffen-Manöver "Air Defender 23" ein Signal der Stärke der Nato auch an Russlands Präsidenten Wladimir Putin. "Es würde mich sehr wundern, wenn irgendein Staatsoberhaupt der Welt nicht zur Kenntnis nehmen würde, was dies in Bezug auf den Geist dieses Bündnisses, das heißt die Stärke dieses Bündnisses, zeigt. Und das schließt Herrn Putin ein", sagt Gutmann bei einer Pressekonferenz mit Vertretern der deutschen und der US-Luftwaffe in Berlin.
Das von Deutschland geführte größte Luftwaffen-Manöver in der Geschichte der Nato beginnt am kommenden Montag und dauert zehn Tage. Daran sind 25 Staaten - vor allem aus der Nato - mit 250 Flugzeugen und fast 10.000 Soldaten beteiligt, darunter auch 2600 US-Soldaten. Es sind etwa 2000 Flüge geplant. Die Idee dafür gab es bereits 2018, nach der russischen Annexion der Krim, aber lange vor der russischen Invasion in der Ukraine. Die Übung wurde über viele Monate vorbereitet.
Das von Deutschland geführte größte Luftwaffen-Manöver in der Geschichte der Nato beginnt am kommenden Montag und dauert zehn Tage. Daran sind 25 Staaten - vor allem aus der Nato - mit 250 Flugzeugen und fast 10.000 Soldaten beteiligt, darunter auch 2600 US-Soldaten. Es sind etwa 2000 Flüge geplant. Die Idee dafür gab es bereits 2018, nach der russischen Annexion der Krim, aber lange vor der russischen Invasion in der Ukraine. Die Übung wurde über viele Monate vorbereitet.
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mad
DPA
AFP