Die britische Bevölkerung ist nach einer Umfrage gespalten darüber, ob Premierminister Tony Blair zurücktreten sollte. Nach der am Montag von der britischen Zeitung 'Daily Telegraph' veröffentlichten Umfrage sind 39 Prozent von 1662 Befragten für seinen Rücktritt. Ganz ohne Rückhalt ist Blair allerdings nicht - 41 Prozent der Befragten wünschen sich Blair weiterhin an der Spitze der Regierung. 20 Prozent sind unentschieden. Dagegen ergab sich eine klare Mehrheit von 65 Prozent für einen Rücktritt von Blairs Kommunikationsdirektor Alastair Campbell. Blair selbst hatte gestern klargestellt, dass er nicht vorhat, wegen des Kelly-Selbstmordes zurückzutreten.
Die Hauptverantwortung für den Selbstmord des Regierungsberaters David Kelly trägt nach Meinung von 47 Prozent der Befragten die Regierung. Danach folgen mit 24 Prozent der Unterhausausschuss, der Kelly ins Kreuzverhör genommen hatte, und der Sender BBC, der unter Berufung auf den namentlich nicht genannten Waffenexperten kritisch über die Irak-Dossiers der Regierung berichtet hatte. 59 Prozent gaben an, ihre Meinung von Blair habe sich durch die Affäre verschlechtert. Für den britischen Premier, der schon nach dem Irak-Krieg unter sinkenden Popularitätswerten zu leiden hatte, sicherlich keine gute Nachricht. Wie die "Financial Times" schrieb: "Niemand, der an den Ereignissen, die zum Tod David Kellys führten, beteiligt war, steht in gutem Licht da - außer Kelly selbst."