Satellitenbilder US-Experten: Nordkorea erhöht Aktivität an umstrittenem Reaktorkomplex

Archivaufnahme der Atomanlage Yongbyon in Nordkorea
Archivaufnahme der Atomanlage Yongbyon in Nordkorea
© Kyodo News / Imago Images
Satelliten-Bilder von Nordkoreas wichtigster Atomanlage zeigen Experten zufolge ein hohes Maß an Aktivität auf dem Gelände. Die Bilder sollen zeigen, dass ein Reaktor in Yongbyon weiter in Betrieb ist und dass mit einem Neubau an der Urananreicherungsanlage begonnen wurde.

Nordkorea hat laut Experten die Aktivitäten an seinem umstrittenen Reaktorstandort Yongbyon erhöht, um möglicherweise noch mehr waffenfähiges Material für Atombomben zu gewinnen. Zum einen sei der Fünf-Megawatt-Reaktor Yongbyon weiter in Betrieb, berichtete die auf Nordkorea spezialisierte Nachrichtenseite "38 North" des Stimson Center in den USA unter Berufung auf Satellitenbilder. Zum anderen gebe es Anzeichen, dass die Bauarbeiten an einem experimentellen Leichtwasserreaktor kurz vor dem Abschluss stünden. Auch hätten neue Bauarbeiten um die Uran-Anreicherungsanlage begonnen.

Laut den Experten könnten die Aktivitäten in Yongbyon "die jüngste Weisung von (Machthaber) Kim Jong Un widerspiegeln, die Produktion von Spaltmaterial durch das Land zu erhöhen und dessen Atomwaffenarsenal auszubauen", hieß es.

Nordkorea testet seit Jahresbeginn Raketen

Die nordkoreanischen Staatsmedien hatten am vergangenen Dienstag Fotos veröffentlicht, die Kim bei der Inspektion neuer Atomsprengköpfe zeigten. Er forderte demnach, die Produktion "waffenfähiger Atommaterialien" auszuweiten. Diese würden für eine "exponentielle" Aufstockung des nordkoreanischen Atomwaffenarsenals gebraucht.

Derzeit erhöhen sich die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel weiter. Das wegen seines Atomwaffenprogramms weitgehend isolierte Nordkorea hatte seit Beginn dieses Jahres trotz UN-Verboten wieder mehrfach atomwaffenfähige Raketen getestet. Die USA und Südkorea haben seit dem vergangenen Jahr ihre gemeinsamen Militärübungen wieder in vollem Umfang aufgenommen.

Der ältere Reaktor in Yongbyon ist laut "38 North" seit Juli 2021 wieder in Betrieb. Mit seiner Leistung ist der Reaktor zwar klein, kann aber Plutonium zur Herstellung von Atombomben liefern. Um den Leichtwasserreaktor wurde dem Bericht zufolge unterdessen Anfang März das Ablassen von Wasser beobachtet. Das könnte mit der Erprobung des Kühlsystems zu tun haben. Das sei zwar nicht das erste Mal in den vergangenen Jahren, doch diesmal könnte es darauf hindeuten, dass der "Reaktor sich der Fertigstellung nähert", hieß es.

Hinter den Bauarbeiten im Bereich der Uran-Anreicherungsanlage könnte die Absicht stecken, die Kapazitäten zur Uranumwandlung auszuweiten, hieß es weiter. Bei diesem Vorgang wird das Anreicherungsgas Uranhexafluorid (UF6) produziert. In hochangereichter Form kann Uran auch zum Bau von Atombomben benutzt werden.