Die Ankündigung von US-Präsident Barack Obama, bis zum Jahresende sämtliche Truppen aus dem Irak abzuziehen, hat ein gespalteres Echo ausgelöst: Politiker der oppositionellen Republikaner übten kurz nach der Bekanntgabe der Entscheidung scharfe Kritik an Obama. Der Senator John McCain nannte die Entscheidung am Freitag einen "verhängnisvollen und traurigen Rückschlag" sowie eine "strategischen Sieg" für die Feinde der USA, insbesondere den Iran. Ihm sei von US-Offizieren im Irak versichert worden, dass eine Militärpräsenz auch nach 2011 notwendig sein werde.
Der republikanische Senator Lindsey Graham sagte, er fürchte der Truppenabzug werde zu einer Situation führen, "die unser Land noch heimsuchen wird". Mitt Romney, einer der Bewerber um die republikanische Präsidentschaftskandidat 2012, kritisierte eine "verblüffende Niederlage", welche die seit dem Einmarsch 2003 im Irak "um den Preis des Blutes und des Opfers tausender Amerikaner errungenen Siege" gefährde.
Ganz anders sah es freilich der iranische Staatspräsident Mahmud Ahmadinedschad: Die Ankündigung sei eine "gute Sache" und längst überfällig gewesen, sagte Ahmadinedschad in einem Interview mit dem US-Fernsehsender CNN, das am Samstag auszugsweise auf der Internetseite des iranischen Staatsfernsehens zu sehen war. Der Abzug werde auch "eine Veränderung der Beziehungen zwischen Teheran und Bagdad mit sich bringen", ergänzte er ohne nähere Erläuterungen. Auf die Frage nach einer möglichen militärischen Zusammenarbeit seines Landes mit dem Irak sagte Ahmadinedschad, er wolle "die Entscheidungen der irakischen Regierung" abwarten.
US-Verteidigungsminister hält sich Hintertür in den Irak auf
Obama hatte am Freitag den vollständigen Abzug der 39.000 noch im Irak stationierten US-Soldaten bis Jahresende bekannt gegeben. Washington und Bagdad hatten 2008 ein Abkommen geschlossen, das den Abzug aller US-Soldaten bis zum 31. Dezember 2011 vorsieht. Zuletzt hatten die beiden Regierungen jedoch über den Verbleib von mehreren tausend US-Soldaten zur Ausbildung der irakischen Truppen verhandelt. Die Verhandlungen platzten vor kurzem offenbar, weil der Irak den US-Militärs nicht die geforderte Immunität gewähren wollte.
US-Verteidigungsminister Leon Panetta deutete am Freitag jedoch an, dass die Tür für Verhandlungen nicht endgültig geschlossen sei. Nach dem Truppenabzug würde mit dem Irak erneut über die eventuelle Stationierung von US-Truppen verhandelt werden, sagte Panetta. Die USA seien bereit, den irakischen Streitkräften etwa bei der Ausbildung von Piloten und Technikern von US-Kampfflugzeugen zu helfen. Er erinnerte daran, dass auch in mehreren Nachbarländern des Irak US-Soldaten stationiert seien.