US-Vorwahlen Demokraten-Schlacht um Schwarze

Der US-Vorwahlkampf wird schärfer: Die Demokraten Obama und Clinton werben nun um die Stimmen der Schwarzen. Denn: Bald findet die Vorwahl in South Carolina statt. Dort sind die Hälfte der demokratischen Wähler schwarz. Auch Ex-Präsident Bill Clinton greift nun in den Wahlkampf ein.

Zum Martin-Luther-King-Day haben die beiden führenden Präsidentschaftskandidaten der US-Demokraten ihren Kampf um die Stimmen der Schwarzen verstärkt. Am Vorabend des Feiertags gingen Hillary Clinton und Barack Obama in Kirchen afroamerikanischer Gemeinden. Dort gedachten sie des 1968 ermordeten Bürgerrechtlers. Die nächste Vorwahl der Partei wird in South Carolina abgehalten, wo die Hälfte der teilnehmenden Demokraten Schwarze sein dürften. Diese galten lange Zeit als Anhänger Clintons. Allerdings sehen viele in Obamas jüngstem Vorwahl-Erfolg ein Zeichen, dass dieser tatsächlich der erste schwarze Präsident der USA werden könnte.

Senatorin Clinton sprach in einer Baptisten-Kirche im New Yorker Stadtteil Harlem. Sie erinnerte daran, dass King sich auch für streikende schwarze Arbeiter eingesetzt hatte. "Er führte den Kampf um wirtschaftliche Gerechtigkeit an", sagte sie. King habe verstanden, dass im Kampf gegen die Diskriminierung viel mehr benötigt werde als Gesetzesänderungen.

Obama zitierte seinerseits in einer Kirche in Kings Heimatgemeinde in Atlanta dessen Überzeugung, dass die Einheit das dringendste Gebot der Stunde sei. Nur so könne die amerikanische Gesellschaft ihre moralischen Probleme überkommen, sagte der Senator. Auch gebe es einen Mangel an Empathie in den USA.

Obamas Glaube angezweifelt

Der christliche Glaube des dunkelhäutigen Senators aus Illinois wurde zuvor durch Massenmails in Frage gestellt: er sei Moslem und versteckter Terrorist. Im Senat habe er seinen Eid auf den Koran abgelegt und der amerikanischen Flagge beim Schwur den Rücken zugedreht. Außerdem habe er radikal-islamische Schulen besucht, heißt es in den E-Mails.

Obama reagierte verärgert auf die Behauptungen: "Wenn Sie irgendwelche dummen Mails bekommen, schicken Sie sie zurück und sagen Sie denen, die sie verschickt haben, dass das alles Unsinn ist." Er habe seinen Eid mit der Hand auf der Familienbibel abgelegt und schwöre der amerikanischen Flagge im Senat regelmäßig die Treue. Obama verbrachte zwar mehrere Jahre seiner Kindheit im islamisch geprägten Indonesien, besuchte jedoch nur öffentliche und katholische Schulen.

Im Gegensatz zu Obama sieht sich Clinton keiner Kritik an ihrer angeblichen Religion ausgesetzt: Photos dokumentieren, wie sie im Gospelchor mitsingt. Außerdem bekennt sie sich offen zu ihrem christlichen Glauben. Neben Christen konkurrieren bei den Republikanern der Mormone Mitte Romney und der ehemalige Baptisten-Prediger Mike Huckabee.

Attacken Bill Clintons

Auch sonst verschärft sich der Wahlkampf zwischen den beiden Favoriten der Demokraten. So hatte Ex-Präsident Bill Clinton bestritten, dass Obama wirklich Gegner des Irak-Kriegs gewesen sei. Außerdem hatte er kritisiert, dass Obamas Wahlkampfteam in Nevada mit der einflussreichen Gastronomiegewerkschaft zusammengearbeitet hatte. Obama zu den Vorwürfen: "Er lässt immer wieder Äußerungen fallen, die nicht durch Fakten gestützt sind." So habe Clintons Wahlkampf-Werben für seine Frau "ein ziemlich Besorgnis erregendes Maß" erreicht.

Clinton und Obama liegen bei den Vorwahlen faktisch gleichauf. Eine Entscheidung dürfte auch noch nicht am Samstag in South Carolina fallen, sondern frühestens am "Super Tuesday", dem 5. Februar. Dann wird in mehr als 20 Bundesstaaten gewählt. Formell wird der Kandidat der Demokraten auf einem Parteitag im Sommer ausgerufen. Er tritt im November gegen den Bewerber der Republikaner um die Nachfolge von Präsident George W. Bush an, der nicht mehr kandidieren darf.

AP · Reuters
Reuters/ AP