US-Wahl Obama wirbt, verliert aber an Rückhalt

Im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten holt Hillary Clinton gegenüber ihrem Konkurrenten Barack Obama derzeit kräftig auf. Obama aber punktet bei den Superdelegierten und hat eine Charme-Offensive gestartet. Derweil gibt es Spekulationen, ob der Republikaner McCain überhaupt antreten darf.

Hillary Clinton holt im Kampf gegen Barack Obama um die US-Präsidentschaftskandidatur immer mehr auf. Wenige Tage vor wichtigen Vorwahlen in North Carolina und Indiana liegen beide Politiker nach einer Umfrage des TV-Senders CNN in der Gunst der Demokraten praktisch gleichauf. Demnach wünschten sich 46 Prozent der Demokraten Obama als Kandidaten, 45 Prozent seien für Clinton. Noch Mitte März wollten über 50 Prozent der Demokraten, dass Obama bei der Präsidentenwahl im November gegen den republikanischen Kandidaten John McCain antritt, berichtete CNN.

Obama wirbt um Stimmen der Arbeiter

Obama hatte sich angesichts sinkender Umfragewerte nachdrücklich gegen sein angeblich elitäres Image zur Wehr gesetzt. Wenige Tage vor der nächsten Vorwahlrunde in North Carolina und Indiana betonte der schwarze Senator bei einem gemeinsamen Fernsehauftritt mit Ehefrau Michelle seine einfache Herkunft und warb um die Stimmen der Arbeiter.

"Die Ironie ist, dass man wohl berechtigterweise sagen kann, Michelle und ich sind in weit weniger privilegierten Umständen aufgewachsen als meine beiden potenziellen Gegner", sagte Obama am Donnerstag in der NBC-Talksendung "Today Show". Damit spielte er auf seine Kindheit bei seiner alleinerziehenden Mutter an, die ihn zusammen mit seinen Großeltern aufzog. Obamas parteiinterne Rivalin Hillary Clinton wuchs dagegen in einem reichen Vorort Chicagos als Tochter eines Kleinunternehmers auf, während der republikanische Präsidentschaftskandidat John McCain aus einer Familie von Marine-Admiralen kommt.

Obama war zuletzt wegen abfälliger Äußerungen über sozial Schwache in die Kritik geraten. Er sagte, aus Verbitterung über ihr Leben klammerten sich die Menschen in Kleinstädten an ihre Waffen und Religion. Diese Aussagen wurden ihm als elitär und abgehoben angekreidet. Obama schneidet bei weißen Arbeitern ohnehin schlecht ab, was als seine offene Flanke im knappen Rennen gegen Clinton gilt. Zusätzlich unter Druck geriet der 46-Jährige durch umstrittene Predigten und Äußerungen seines ehemaligen Pastors Jeremiah Wright über Rassenkonflikte in den USA.

Bei den Wählern scheint Obama derzeit also etwas an Kredit verloren zu haben. Nicht so bei den "Superdelegierten". Laut US-Medienberichten gewann der schwarze Senator allein in dieser Woche doppelt so viele von ihnen hinzu wie Clinton, deren Vorsprung bei den "Superdelegierten" damit auf rund 20 zusammenschrumpfte.

Die rund 800 "Superdelegierten" sind zumeist hohe Parteifunktionäre und Amtsträger, die angesichts des Patts zwischen Obama und Clinton beim Nominierungsparteitag den Ausschlag geben könnten; sie sind im Gegensatz zu normalen Delegierten nicht an das Votum der Basis gebunden. So erhielt Obama unter anderem die Unterstützung des früheren Parteivorsitzenden Joe Andrew. Dessen öffentliche Rückendeckung für Obama machte vor allem Schlagzeilen, weil er sich noch im vergangenen Jahr für Clinton ausgesprochen hatte.

Bei den Vorwahlen am kommenden Dienstag deutet sich nach Umfragen in Indiana ein Kopf-an-Kopf-Rennen ab. In North Carolina, wo viele Schwarze leben, liegt Obama zwar nach wie vor vorn, sein Vorsprung gegenüber Clinton sei aber geringer geworden. Obama habe seinen zweistelligen Prozentpunkte-Vorsprung eingebüßt, berichtete die "New York Times".

Wie das Blatt weiter berichtet, hat Obama bisher rund 1730 Delegierte hinter sich gebracht, Clinton lediglich 1590. Allerdings gilt es als sicher, dass keiner der beiden Kandidaten für den Parteitag Ende August die erforderlichen 2025 Delegiertenstimmen erreichen dürfte – daher würden sehr wahrscheinlich die "Superdelegierten" zum Zünglein an der Waage werden.

Unterdessen berichtet die "Washington Post" über eine juristische Kontroverse, ob McCain überhaupt zur Präsidentenwahl am 4. November antreten dürfe. Der 71-jährige Vietnamveteran sei zwar in der ehemaligen "Panamakanal-Zone" geboren worden, die seinerzeit unter Jurisdiktion der USA stand. Es gebe aber mehrere Klagen, wonach McCain die verfassungsmäßigen Voraussetzungen für das Präsidentenamt nicht erfülle. Laut Verfassung dürfen lediglich "natural born" US-Bürger Präsident werden, die Gründungsväter der USA hätten aber nicht ausgeführt, was dies juristisch genau bedeute, schreibt das Blatt.

AP · DPA
AP/DPA/mta