Wahl in Mexiko Hauchdünner Sieg für Konservative

Mit nur 0,5 Prozent Vorsprung hat sich in Mexiko der konservative Kandidat Felipe Calderon durchgesetzt. Sein Gegenspieler, der Linkskandidat Lopez Obradors will die Wahl juristisch anfechten.

Nach seinem äußerst knappen Wahlsieg hat der künftige mexikanische Präsident Felipe Calderon der unterlegenen Linken im Land die Hand gereicht. "Die Wahl liegt hinter uns. Es ist Zeit für Einheit und Übereinstimmung unter den Mexikanern", sagte Calderon vor seinen Anhängern. Er hat zur Bildung einer Regierung der nationalen Einheit aufgerufen und alle politischen Kräfte aufgefordert, sich an dem Projekt zu beteiligen. "Ich betrachte es als meine persönliche Pflicht, die Wünsche der Millionen Bürger, die für andere Kandidaten gestimmt haben, als meine eigenen zu übernehmen", sagte der 43-Jährige. Seinem neun Jahre älteren Kontrahenten Lopez Obrador zollte Calderon Respekt. Er teile Lopez Obradors Gerechtigkeitssinn, sagte Calderon. Er wolle für mehr Gleichheit und für Chancen eintreten, "die Millionen von Mexikanern erlauben werden, die Armut zu überwinden"

Eine Neuauszählung der Stimmen der Präsidentenwahl hatte den hauchdünnen Vorsprung des Konservativen vor seinem linken Kontrahenten Andres Manuel Lopez Obrador zuvor bestätigt. Nach dem veröffentlichten Endergebnis erreichte Calderon mit 35,88 Prozent der Stimmen nur gut 0,5 Prozent mehr als Lopez Obrador. Dieser erhielt 35,31 Prozent.

Buh-Rufe der Regierungspartei

Trotz des versöhnlichen Tones ihres Spitzenkandidaten brachen die Mitglieder der rechtskonservativen Regierungspartei PAN in laute Buh-Rufe aus, als Calderon seinen Kontrahenten erwähnte. Mexikos Mittel- und Oberschicht hält Lopez Obrador für einen Demagogen und eine Gefahr für ihren Lebensstandard.

Trotz wirtschaftsfreundlicher Reformen leidet Mexiko nach wie vor unter einer extrem ungleichen Verteilung von Einkommen und Bildungschancen. Während 20 Prozent der Bevölkerung an der Spitze der Einkommenspyramide rund die Hälfte des Volkseinkommens einstreichen, erhalten die unteren 40 Prozent lediglich etwa zehn Prozent. Jeder dritte Mexikaner lebt nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) unterhalb der Armutsgrenze. Viele von ihnen träumen daher von einem besseren Leben in den USA.

Demonstrationsaufruf von Obrador

Der unterlegene Linkskandidat kündigte an, er werde die juristische Auseinandersetzung um den Sieg bis zum obersten Wahlgericht tragen. Damit könnte sich der Streit bis Anfang September hinziehen. Lopez Obrador rief seine Unterstützer zu einer Demonstration auf dem Zocalo-Platz im Herzen der Hauptstadt auf, in der er früher Bürgermeister war. "Wir können diese Ergebnisse nicht anerkennen oder hinnehmen", sagte er unter Hinweis auf angebliche Unregelmäßigkeiten. Bei einem langen Streit um das Wahlergebnis befürchten Beobachter Instabilität und wochenlange Straßenproteste.

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Reuters/AP/DPA