Russlandwahl "Der Irrsinn ist zur Norm geworden"

Russland hat gewählt und sich erwartungsgemäß für die Regierungspartei von Wladimir Putin entschieden. Das beherrschende Thema für die Presse des Landes ist die niedrige Wahlbeteiligung, die Wahlfälschung wird nur am Rande erwähnt.

Das schreibt die russische Presse über die Wahl:

"Nowaja Gaseta" (oppositionelle Zeitung in Russland)

"Der Irrsinn ist zur Norm geworden, und die Menschen haben für eine Fortsetzung dieses Kurses gestimmt. Uns erwartet ein Einparteiensystem mit formaler Einhaltung der Demokratie. Weil es den Wählern nicht möglich war, ihren Protest kundzutun, haben viele es vorgezogen, zu Hause zu bleiben oder sich für Schirinowskis (rechtsnationale) Partei zu entscheiden. Die Leute vermeiden den Weg zu den Urnen nicht, weil sie damit ein politisches Zeichen setzen wollen, sondern weil die Regierung schlicht versagt hat, ihnen zu erklären, was der eigentliche Sinn des Wählens ist."

"Rossiskaja gaseta" (Zeitung der russischen Regierung)

"Die Partei von Präsident Wladimir Putin legt einen überzeugenden Sieg hin. Keine der sogenannten kleinen Parteien hat die fünf Prozent Hürde überschritten, und sie sind somit gescheitert."

"Moskowski Komsomolez" (Boulevardzeitung)

"In Russland haben Parlamentswahlen stattgefunden - die langweiligsten Wahlen seit Jahren. Die langweiligsten und zugleich erstaunlich unvorhersagbar. Vor 20 Jahren bei der Präsidentenwahl 1996 hat das ganze Land sechs Monate lang nur für die Wahlen gelebt. Die Spannung raubte einem fast den Atem. Alle hatten den Eindruck, dass etwas Schicksalhaftes vorging. Im Gegensatz dazu verlief die Dumawahl 2016 erstaunlich routiniert und gleichsam träge. Nach der Wahl beginnt in Russland der Countdown für die Präsidentenwahl 2018. In welcher Verfassung wird Wladimir Putin 2018 sein? Das Ergebnis dieser langweiligen Parlamentswahl verspricht, nicht langweilig zu werden."

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So pompös wohnt der russische Premier - und keiner soll's wissen

"Doschd" (unabhängiger Fernsehkanal)

Nach den Ergebnissen von 93 Prozent der Stimmzettel lag die Wahlbeteiligung in der Staatsduma dieses Jahr nur bei niedrigen 47,81 Prozent. Präsident Putin verkündete, die Leute haben sich für ihre Regierungspartei entschieden.

Ella Alexandrowna Pamfilowa, Leiterin der russischen Wahlkommission, bezeichnete die Wahl als die transparenteste überhaupt. Jedoch können Berichten zufolge Verletzungen nicht vollkommen ausgeschlossen werden. 

Youtube dokumentiert Wahlfälschung

In den sozialen Medien waren unter anderem Wahlfälschungen ein Thema. Auf Youtube zeigen Videomitschnitte, wie Urnen manipuliert werden.

Hier ist zu sehen, wie eine Frau, die die Wahl beaufsichtigt, mehrere selbst geschriebene Wahlzettel in den Wahlbehälter wirft:

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In folgendem Video ruft eine Aufsicht bei der auf dem Bildschirm zu sehenden Wahlstation an und klärt darüber auf, dass sie videoüberwacht wird. Ab Minute 2:20 ist zu sehen, wie der Mann an der Tür der weißhaarige Mann wahllos Stapel von Zetteln in die Urne werfen.

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