Altkanzler im Interview Gerhard Schröder will sich nicht von Putin distanzieren – "Vielleicht kann ich noch mal nützlich sein"

Von Nikolaus Blome und Gregor Peter Schmitz
Zwei ältere weiße Männer in Anzügen stehen sich gegenüber und schütteln sich vertraut die Hand.
Russlands Präsident Wladimir Putin (l.) und Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder pflegen noch immer Kontakt (Archivbild von 2018)
© Alexei Druzhinin/Pool Sputnik Kremlin via AP / DPA
Der Altkanzler bestätigte in einem Gespräch mit dem stern und RTL/ntv, dass ihn mögliche Sanktionen der EU durchaus beeindruckten. Er müsse auch an seine Familie denken, sagte er.

Altkanzler Gerhard Schröder hat im Gespräch mit stern und RTL/ntv einen Bruch mit seinem Freund Wladimir Putin ausgeschlossen. Schröder, der nun als Verwaltungsratsvorsitzender der umstrittenen Gaspipeline Nord Stream 2 tätig ist, sagte: "Ich habe mehrfach den Krieg verurteilt, das wissen Sie. Aber würde eine persönliche Distanzierung von Wladimir Putin wirklich irgendjemandem etwas bringen?" Schröder sagte weiter: "Muss ich denn über jedes Stöckchen springen, das mir hingehalten wird? So bin ich nicht. Ich habe da Entscheidungen getroffen, und dazu stehe ich, und ich habe klargemacht: Vielleicht kann ich noch mal nützlich sein. Warum soll ich mich also entschuldigen?"

Schröder sagte zudem: "Aber ich kriege auch viele Briefe aus Deutschland, in denen steht: Gut, dass es noch jemanden gibt, der Gesprächskanäle mit Russland im aktuellen Konflikt offenhält." Schröder sagte zudem, von möglichen Wirtschaftssanktionen der EU gegen ihn persönlich beeindruckt zu sein, fügte aber hinzu: "Es gibt ja noch Richter in Deutschland, die sicherstellen können, dass es nicht dazu käme."

Gerhard Schröder zu den Sanktionen gegen Russland

Auf die Frage, ob drohende Sanktionen etwa Ihre wirtschaftliche Aktivität einschränken könnten und er so vielleicht bald nicht mehr finanziell handlungsfähig sei, sagte Schröder: "Das weiß ich eben nicht. Aber außer bei der Stadtsparkasse in Hannover habe ich ohnehin keine Konten, und selbst die sind überschaubar." Schröder erklärte zudem, sein Aufsichtsratsmandat beim russischen Energiekonzern Rosneft aufgegeben und das angebotene lukrative Mandat bei Gazprom gar nicht angetreten zu haben: "Ich wollte auch meine Familie schützen. Das ist ja unkalkulierbar, was die in ihrem Sanktions-Eifer gerade alles veranstalten."

tkr