ATOMMÜLL-TRANSPORTE Castor-Proteste im Wendland

Trotz Verbots haben Landwirte rund um Danneberg die Straßen blockiert. Die Polizei ist mit rund 15.000 Beamten im Einsatz. Bislang laufen die Proteste ohne größere Zwischenfälle.

Mit Blockadeaktionen haben Atomkraftgegner am Sonntag im Wendland ihre Proteste gegen den bevorstehenden Castor-Transport ins Atommüll-Lager Gorleben fortgesetzt. Landwirte blockierten mit mehreren hundert Traktoren an verschiedenen Stellen Straßen rund um Dannenberg. Die Polizei schritt zunächst nur dort ein, wo die Transportstrecke für den Atommülltransport zwischen Dannenberg und Gorleben betroffen waren. Am Samstag hatten bereits über 5000 Menschen in Lüneburg und etwa 800 in Karlsruhe friedlich gegen den Castor-Transport demonstriert. Sprecher der Anti-Atominitiativen forderten die deutschen Behörden auf, den Transport, der möglicherweise schon am Sonntag in Frankreich starten sollte, noch kurzfristig abzusagen.

2000 Demonstranten

An den Blockaden und Kundgebungen beteiligten sich bis zum Nachmittag rund 2000 Menschen, darunter zahlreiche Bürger aus dem Wendland. Festnahmen gab es zunächst nicht. Die Polizei sprach von rund 1000 Teilnehmern und 220 Traktoren. Die Atomkraftgegner kündigten trotz der Demonstrationsverbote weitere Blockaden auch auf den Transportstrecken an. Der Transport von sechs Castor-Behältern aus Frankreich wird am Dienstag im Wendland erwartet.

Landwirte blockierten Verkehr

Der Verkehr kam in der Region um Dannenberg am Sonntag nahezu zum Erliegen. In Gusborn an der Castor-Transportstrecke nach Gorleben fuhren die Landwirte nach Androhung einer Räumung durch die Polizei nach mehreren Stunden wieder ab. Die Bundesstraße 191 war bei Dannenberg auch am Nachmittag noch nicht passierbar. »Wir wollen hier weiter abwarten. Dieser Abschnitt ist nicht Teil der Castor-Strecke«, sagte ein Polizeisprecher.

Die atomkritischen Landwirte aus dem Wendland erklärten, sie würden auch während des Atom-Transports demonstrieren. »Wir wollen zeigen, dass wir wieder auf der Straße sind und uns nicht unterkriegen lassen«, sagte Hans-Werner Zachow von der »Bäuerlichen Notgemeinschaft«. »Aber wir wissen, dass wir den Castor-Transport auch diesmal nicht aufhalten können.«

Mehrere Klein-Demos

In der Nähe des Verladekrans bei Dannenberg, wo die Atommüll-Behälter von der Schiene auf Lastwagen umgeladen werden, versammelten sich mehrere hundert Atomkraftgegner zu einer Kundgebung. Die Verladestation selbst wird seit Tagen von starken Polizeikräften gesichert. Auch im nahe gelegenen Splietau trafen sich ungeachtet eines Demonstrationsverbotes mehrere hundert Atomgegner, zogen aber nach zwei Stunden wieder ab. Die Bezirksregierung Lüneburg hatte ihren in mehreren Gerichtsinstanzen bestätigten Verbotsantrag damit begründet, dass im Anschluss eine Massenblockade auf der Straße nach Gorleben stattfinden sollte. Vor vier Jahren hatten Atomkraftgegner die Straße bei Splietau im Schutz einer Treckerblockade unterhöhlt und unpassierbar gemacht.

15.000 Beamte im Einsatz

Auch die Castor-Bahnstrecke Lüneburg-Dannenberg wurde von starken Polizeikräften gesichert. Bei Lüneburg entdeckten Beamte wie bereits vor einigen Wochen erneut einen mit Röhren versehenen Betonklotz im Gleisbett. Im März hatten sich Atomkraftgegner an einen solchen Klotz angekettet und den Castor-Transport 16 Stunden lang aufgehalten. Die Polizei, die den Castor-Transport mit insgesamt 15.000 Beamten sichert, überwacht die Bahnlinie seit Tagen auch Nachts mit Wärmebildkameras. Besonders überwacht werden Camps auswärtiger Atomkraftgegner entlang der Transportstrecke, von denen nur ein Teil genehmigt worden war.

Entlang der Transportstrecke von Lüneburg bis nach Gorleben wurde zudem eine Flugbeschränkungszone verhängt. Nach Angaben der Polizei bedeutet dies, dass Flüge in einer Höhe bis etwa 1000 Meter nur mit Genehmigung von Polizei und Bundesgrenzschutz stattfinden dürfen. Die sechs Castor-Behälter sollen nach inoffiziellen Angaben in der Nacht zum Montag in der Nähe der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague per Bahn starten und werden Dienstagabend an der Verladestation erwartet. Voraussichtlich am Mittwoch werden sie per Lkw ins 20 Kilometer entfernte Zwischenlager gebracht. Die Bürgerinitiativen gingen davon aus, dass der Zug in La Hague schon am Sonntagabend starten könnte.