Einen Tag vor der Oberbürgermeisterwahl in Köln hat ein
Attentäter aus vermutlich fremdenfeindlichen Motiven auf die Kandidatin Henriette Reker eingestochen und sie schwer verletzt. Der 44-jährige arbeitslose Mann attackierte die auch für die Unterbringung von Flüchtlingen zuständige Sozialdezernentin am
Samstagmorgen mit einem Jagdmesser an einem CDU-Wahlkampfstand auf einem Wochenmarkt. Die parteilose Reker wurde nach offiziellen Angaben im Halsbereich getroffen und im Krankenhaus operiert. "Aktuell ist sie stabil, aber nicht über den Berg", sagte Kölns Polizeipräsident Wolfgang Albers am Nachmittag.
Die Wahl findet trotz des Attentats wie geplant am Sonntag statt. Wahlleiterin Gabriele Klug appellierte an die Kölner, nach dem Angriff auf Reker auf jeden Fall wählen zu gehen. Das Opfer soll laut Klug bereits den Wunsch geäußert haben, ebenfalls ihre Stimme am Krankenbett abzugeben. Laut Stadtsprecher Gregor Timmer wird das auch möglich sein. Die parteilose Reker wird von CDU, Grünen und FDP unterstützt und liegt laut einer jüngsten Umfrage im Rennen um die Macht im Rathaus vor ihrem SPD-Konkurrenten Jochen Ott.
Dramatische Szenen am Tatort
Der Attentäter, ein 44-jähriger arbeitsloser Mann, hatte die auch für die Unterbringung von Flüchtlingen zuständige Sozialdezernentin am Samstagmorgen mit einem Jagdmesser an einem CDU-Wahlkampfstand auf einem Wochenmarkt angegriffen.
Am Tatort spielten sich dramatische Szenen ab. Ein Beamter der Bundespolizei, der in seiner Freizeit auf dem Markt war, griff laut Polizei als erster ein und überwältigte den Attentäter. Neben Reker wurden auch eine Kölner CDU-Politikerin, eine FDP-Ratsfrau und zwei Bürger, die sich zufällig am Wahlkampfstand aufhielten, verletzt. Reker und eine weitere schwer verletzte Frau wurden umgehend in ein Krankenhaus gebracht.
Der Kölner CDU-Vorsitzende Bernd Petelkau, der Augenzeuge des Angriffs war, sagte der "Rheinischen Post", vor dem Angriff habe der Mann gerufen: "Ich rette Messias. Das ist alles falsch, was hier läuft, ich befreie Euch von solchen Leuten." Nach der Attacke sei er dann ganz ruhig stehengeblieben und habe gesagt: "Ich musste es tun. Ich schütze Euch alle."

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Menschenkette am Rathaus
Laut Kriminalermittler Norbert Wagner habe der 44-jährige Täter angegeben, die OB-Kandidatin aus fremdenfeindlichen Motiven angegriffen zu haben. Bislang sei der Täter polizeilich nicht aufgefallen. Es gebe auch keine Erkenntnisse, dass der Angreifer in einer Partei oder Organisation aktiv sei, sagten die Ermittler.
Unterdessen sind die Spitzen der NRW-Regierung und Parteien in Köln zu einer Solidaritätskundgebung zusammen gekommen. Vor dem Kölner Rathaus bildeten sie um 18 Uhr unter dem Motto "Demokraten gegen Gewalt" eine Menschenkette. An der Kundgebung nahmen unter anderem Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD), NRW-CDU-Chef Armin Laschet, der FDP-Bundesvorsitzende Christian Lindner sowie Grünen-Politiker teil.