Berlin vertraulich! Wer lächelt schöner?

  • von Hans Peter Schütz
Zwei Frauen im Charming-Wettstreit: Manuela Schwesig und Ursula von der Leyen lächeln um die Wette. Genossin Schwesig macht dabei die bessere Figur, während die CDU-Frau ihren Zauber verloren hat.

Unter den Berliner Journalisten ist ein bemerkenswerter Wettstreit entstanden. Es geht dabei um die Frage: Wer lächelt charmanter - Ursula von der Leyen oder Manuela Schwesig? Bei dem Charme-Test sind derzeit eindeutige Punktvorteile bei der stellvertretenden SPD-Vorsitzenden zu erkennen. Typisch für die Genossin: Sie begrüßt jeden der Journalisten, der sich bei Hintergrundgesprächen in der SPD-Zentrale einfindet, mit Handschlag. Dies trotz des Ratschlags guter Bekannter, sie möge dies doch sein lassen, denn das sehe provinziell aus. Koketterie mit ihrem blendenden Aussehen meidet sie jedenfalls konsequent.

Das kann man bei Ursula von der Leyen beim besten Willen nicht sagen. Ihr Lächeln hat aber die bezaubernde Wirkung längst verloren - nicht nur bei den Schreiberlingen, die inzwischen Schlagzeilen produzieren wie "Das Lächeln hat große Pause". Aber auch bei ihren Parteifreunden, die ihr inzwischen sehr uncharmant, aber zugleich auch recht neidvoll nachsagen, ihr politisches Talent bestehe vor allem darin, heiße Luft charmanter verpacken zu können als andere. "Das geht vielen von uns bereits auf die Nerven", gesteht ein CDU-Abgeordneter. Wer wie die Ex-Familienministerin Politik als Trip zur lächelnden Selbstverwirklichung verstehe, sei in der Union auf jeden Fall in der falschen Partei.

Das murmeln die männlichen Christdemokraten inzwischen desto häufiger, je wirkungsvoller Schwesig auf der SPD-Seite die Gegenposition zu von der Leyen besetzt hat. Lächelt die nicht noch charmanter? Auch dann, wenn sie politische Positionen vertritt, die weit außerhalb des CDU-Programms liegen? Doch noch scheinen viele in der Union nicht erkannt zu haben, welches politische Potential das Lächeln dieser Frau in die SPD-Reihen bringt. So hat sich vielleicht der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion, Peter Altmaier, arg verschätzt, als er sie dieser Tage mit einer Negativ-Heldin der Grimmschen Märchen, mit "de Fischer sin Fru", verglich, der Frau des Fischers, der einen Butt gefangen und wieder frei gelassen hat, der ihm daraufhin jeden Wunsch erfüllt. Die Frau verlangt immer mehr Belohung, wird Königin, Kaiserin und will dann auch noch Päpstin werden - bis sie am Ende über ihre Habgier ins alte, elende Leben in ihrer maroden Fischerhütte zurückstürzt. So werde es auch Manuela Schweswig am Ende ergehen: "Sie landet am Ende - wie Fischer sin Frau - wieder im alten Kasten und hat gar nichts."

Doch derartige Gier nach Macht und Einfluss und gesellschaftlichem (in ihrem Fall: politischem) Ansehen ist in der norddeutschen Frau Schwesig indes nirgendwo verankert. Wenn die CDU glaubt, man müsse sie nur am Zusammenstellen von Wunschzetteln hindern, dann unterschätzt sie die politische Rationalität und Hartnäckigkeit dieser Frau eklatant. Sie steht eher mehr für ein modernes Frauenbild als Ursula von der Leyen. Unabhängig davon, wer charmanter zu lächeln versteht. *

Smarter als andere waren die Schwaben in der bundesdeutschen Politik schon immer, nicht nur zu Lothar Späths Zeiten. Das hat der baden-württembergische Bundesratsminister Wolfgang Reinhart jetzt wieder einmal bei der jüngsten Sitzung des Bundesrats vorgeführt. Er fuhr nicht, wie sonst üblich, mit sterngeschmücktem Fahrzeug vor, sondern im Elektro-Smart, auf dessen Tür unübersehbar zu lesen war, welchen Stellenwert sich die Schwaben selbst geben: "Smarter", zudem geschmückt mit dem Landes-Logo "Wir können alles außer Hochdeutsch." Zum Beispiel die neue Technologie des Elektroautos auf Berlins Straßen sichtbar zu machen. Zwei Elektro-Smarts stehen Reinhart künftig als Dienstlimousinen zur Verfügung. Von seiner Jungfernfahrt war er hinterher begeistert: "Der Kleine ist leise, absolut umweltschonend und flink." Mit der bisherigen Stern-Dienstlimousine wäre er auch nicht schneller gewesen, sagte Reinhart hinterher. Denn sein Smart hat 41 PS, ist bis zu 120 km/h schnell, schafft 70 Kilometer ohne zu tanken, Verzeihung, ohne nachzuladen. Das geschieht im Keller der baden-württembergischen Landesvertretung an einer ganz normalen Steckdose. Nach acht Stunden kann der Minister wieder Reklame fahren. Für Baden-Württemberg. Leider waren die überaus smarten Schwaben aber auch nicht in der Lage, die Hartz-IV-Blockade im Bundesrat zu umfahren.

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Der schwäbische SPD-Chef Nils Schmid, dessen Partei bei der kommenden Landtagswahl wegen unklarer Haltung zum Streitobjekt Stuttgart 21 der dritte Platz hinter CDU und Grünen droht, bringt jetzt eine Art Geheimwaffe zum politischen Einsatz. Er hat Bastian Fleig als Redenschreiber engagiert, 28 Jahre jung, gebürtiger Stuttgarter und Politologe - aber vor allem ein Rapper, dessen neuste CD den Titel "Goldstandard" trägt. Das sei genau die Musik, die er machen wolle, sagt Fleig. "Wenn die Leute sie fühlen, schön, wenn nicht, auch okay." Etwa in diesem Sinne, so Spötter, trete die südwestdeutsche SPD auch bei der Landtagswahl an.

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Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Hat etwa Angela Merkels bessere Hälfte, Joachim Sauer, den heutigen Valentinstag vergessen? Wenn ja, macht nichts. Auf dem Schreibtisch der Kanzlerin steht ohnehin jeden Tag ein großer Rosenstrauß, der wöchentlich erneuert wird. Und heute wird sie zudem beschenkt von Christiane Sander, der amtlichen Deutschen Blumenfee 2010/11, einer 22-jährigen niedersächsischen Floristin. Der Valentinstag ist der einzige Tag, an dem Grüne im Kanzleramt wirklich gerne gesehen werden. Denn dank des Zentralverbands Gartenbau überbringen sie stets einen großen Blumenstrauß, von dem all die Männer in den Amtsstuben profitieren, die den Valentinstag verschlafen haben.