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Brüderle-Porträt im stern Journalistinnen sind kein Freiwild

Das stern-Porträt über FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle schlägt hohe Wellen. Hier antwortet stern-Chefredakteur Thomas Osterkorn den Kritikern.

Unter dem Titel "Der Herrenwitz" veröffentlicht der stern in seiner aktuellen Ausgabe ein drei Seiten langes Porträt des neuen FDP-Spitzenkandidaten Rainer Brüderle. Darin beschreibt Autorin Laura Himmelreich auch eine Situation beim Dreikönigstreffen im vergangenen Jahr, in der sich der Politiker ihr unangemessen genähert hat. stern.de hat darüber bereits gestern berichtet.

Der Artikel hat eine gewaltige Reaktion in anderen Medien und in den sozialen Netzwerken ausgelöst. Es gibt viel Zustimmung. So schreibt etwa Anja Maier in der "taz", Laura Himmelreich habe das Richtige getan: "[...] es ist nicht hinnehmbar, dass Politiker meinen, sie seien qua Mandat unwiderstehlich." Die Debatte darüber, was im beruflichen Verhältnis von Mann und Frau angemessen ist und was nicht, wird intensiv geführt. Es gibt aber auch Kritik und Fragen an den stern. Diese zielen darauf, warum der stern jetzt über einen Vorgang berichtet, der ein Jahr zurückliegt. Und warum der stern überhaupt berichtet, ob es sich dabei nicht um eine Grenzverletzung handle.

Dazu sagt stern-Chefredakteur Thomas Osterkorn:

"Der erste Eindruck, den Laura Himmelreich vor einem Jahr von Brüderles Umgang mit Frauen gewonnen hatte, bestätigte sich im Laufe der Zeit bei weiteren Beobachtungen und Begegnungen. Ich halte unsere Berichterstattung deshalb für legitim. Denn es scheint ein wiederkehrendes Verhalten von Brüderle zu sein. Was ihm jetzt nur nicht gefällt, ist, dass darüber berichtet wird.

Die beschriebene Begegnung mit meiner Kollegin fand auch nicht in einem quasi 'privaten', also geschützten Rahmen statt. Es war ein öffentliches Treffen mit Journalisten an der Bar. Im Übrigen finde ich: Junge Journalistinnen, egal ob sie beim stern oder bei 'Spiegel online' oder sonstwo arbeiten, sind kein Freiwild, weder für Piraten noch für ältere Herren aus der Politik."

lk

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