Bündnis Sahra Wagenknecht Machtkampf im BSW von Sachsen-Anhalt eskaliert

John Lucas Dittrich ist Magdeburger Landeschef im Bündnis Sahra Wagenknecht
John Lucas Dittrich ist Co-Landeschef des Bündnis Sahra Wagenknecht in Sachsen-Anhalt
© Matthias Bein
Neuer Ärger im Bündnis Sahra Wagenknecht: In Sachsen-Anhalt wollen die Landeschefs den Rest des Vorstands entmachten. Dabei geht es auch um den Kurs gegenüber der AfD.

Zehn Monate vor der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt spitzt sich der Macht- und Richtungskampf innerhalb des dortigen BSW-Landesverbandes zu. Drei Kreisverbände haben für Ende November einen Sonderparteitag beantragt. Ziel: die Abwahl von großen Teilen des Landesvorstandes. Nur die beiden Vorsitzenden John Lucas Dittrich und Thomas Schulze sollen im Amt verbleiben. 

Es gebe "eine zunehmende Blockadehaltung einer Gruppe" innerhalb des Landesvorstandes, heißt es in der Begründung des Antrags, der dem stern vorliegt. "Konstruktive Zusammenarbeit wird behindert, Beschlüsse werden verzögert oder gar nicht umgesetzt." Inzwischen sei "die Handlungsfähigkeit des Landesvorstandes endgültig verloren gegangen".

Abgewählt werden sollen Geschäftsführerin Katja Wendland, Schatzmeister Matthias Lieschke, die stellvertretende Vorsitzende Sylvia Winkelmann-Witkowsky sowie die Beisitzer Bianca Görke und Florian Thomas.

"Einschüchterung und Misstrauen"

Parallel zur Einladung zum Landesparteitag zirkuliert innerhalb der Landespartei eine Erklärung der fünf betroffenen Vorstandsmitglieder, in der sie wiederum schwere Vorwürfe gegen die beiden Landeschefs erheben. Das 15-seitige Schreiben liegt dem stern ebenfalls vor. 

Darin heißt es, dass im Landesvorstand "Grenzen überschritten" worden seien, "die wir mit unserem Gewissen nicht länger vereinbaren können". Aus Sicht der fünf Unterzeichner sind die beiden Vorsitzenden für ein "Klima der Unsicherheit und des Misstrauens" verantwortlich: "Beiden fehlt es nicht nur an Erfahrung in der Führung eines Vorstands, sondern auch am grundsätzlichen Willen, sich beraten zu lassen." Stattdessen betrieben sie "Einschüchterung und Ausgrenzung".

In der Erklärung werden zahlreiche weitere Anwürfe aufgezählt, darunter eine angebliche "Manipulation von Mandatszahlen" auf dem Landesparteitag im Juni und die "mediale Selbstpositionierung" von Landeschef Schulze als Spitzenkandidat für die Landtagswahl.

Hinter der Schlammschlacht steht auch ein Streit um eine mögliche Zusammenarbeit mit der AfD. Die beiden Landeschefs haben zwar ausgeschlossen, mit der AfD zu regieren. Aber sie wollen auch nicht wie in Thüringen oder Brandenburg eine Koalition gegen die in Teilen rechtsextreme Partei bilden. "Eine Koalition mit den Altparteien, um einen AfD-Ministerpräsidenten zu verhindern, wird es mit uns nicht geben", erklärte Schulze gegenüber der "Zeit"

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Dagegen hatte Schatzmeister Lieschke öffentlich opponiert. Um eine AfD-Landesregierung zu verhindern, müsse das BSW "vielleicht doch eine Koalition" mit CDU und SPD eingehen, sagte er dem MDR. Eine Anfrage des stern ließen beide Landesvorsitzenden unbeantwortet.

Kritischer Zeitpunkt für Sahra Wagenknecht

Das BSW hatte bei der Bundestagswahl in Sachsen-Anhalt 11,2 Prozent der Zweitstimmen erhalten. In den jüngsten Umfragen für die Landtagswahl am 6. September 2026 steht die Partei nur noch bei 6 Prozent. Die AfD liegt bei knapp 40 Prozent, womit eine gemeinsame Sitzmehrheit mit dem BSW in Reichweite liegt.

Der Machtkampf in dem strategisch wichtigen Landesverband trifft das BSW zu einem volatilen Zeitpunkt. An diesem Montag will die Parteigründerin Sahra Wagenknecht verkünden, wie ihre künftige Führungsrolle aussehen soll. Nach übereinstimmenden Informationen des stern will sie nicht noch einmal für den Vorsitz kandidieren. Der Bundesparteitag findet am ersten Dezemberwochenende in Magdeburg statt der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt.

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