"Zutritt verboten", mahnt das Schild auf der fast 30 Zentimeter dicken blauen Stahltür mit der weißen Nummer "013". Wer die vier schweren Riegel dennoch öffnet, betritt im Keller des früheren DDR-Staatsratsgebäudes, in dem sich in den 90er Jahren einige Zeit auch das Kanzleramt befand, eine fast 200 Quadratmeter große Bunkeranlage. 15 Jahre nach dem Mauerfall ist der Bunker in der Mitte Berlins erstmals der breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden.
Zufluchtsstätte der DDR-Staatsführung
Gesichert von drei Stahlschleusen, führt ein rund 30 Meter langer und 2,50 Meter hoher Korridor in die Zufluchtsstätte der DDR-Staatsführung. 14 Schutzräume verbergen sich im Untergeschoss des Gebäudes unter einer vier Meter dicken Betondecke. Am Ende des Ganges liegt ein Raum, der speziell für den SED-Chef und Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker vorgesehen war: ein rund 15 Quadratmeter großes, mit rotem Kunstfaserteppich ausgeschlagenes Zimmer.
Sonst sind die nackten Betonwände schmutziggelb gestrichen. Die Türen innerhalb der Schutzanlage bestehen aus schlichtem Pressspan mit Kunststofflaminat. Möbel gibt es keine mehr in der gesamten Anlage. Bei einem Ausfall der elektrischen Belüftungsanlage hätte der Bunker durch Muskelkraft mit Frischluft versorgt werden können: Mit zwei fahrradähnlichen Tretmühlen hätten Bedienstete die Ventilatoren antreiben müssen.
Aus Honeckers Raum führt hinter einer kleinen Stahlluke ein enger Fluchttunnel ins Freie: Nach rund 30 Metern im Kriechgang durch Staub und Spinnweben erreicht man den unscheinbaren Notausgang unter einem Hagebuttenstrauch im Rosengarten des Gebäudes. Ob Honecker den versteckten Bunker jemals selbst betreten hat? Gebäudemanager Rüdiger Mehlhase lacht: "Ich glaube es kaum. Den hätte man erstmal dahin führen müssen."
"Von der Bausubstanz möchte ich lieber nicht reden"
Einem Kriegsangriff hätte die Anlage wohl kaum standgehalten. "Von der Bausubstanz möchte ich lieber nicht reden", sagt Mehlhase. "Das hätte gerade mal für einen Brand gereicht." Spätestens nach zwei Tagen hätten die bis zu 150 Schutzsuchenden befreit werden müssen.
Die Existenz des Bunkers ist erst infolge von Bauarbeiten öffentlich bekannt geworden. Das vor genau 40 Jahren eröffnete Staatsratsgebäude, das Ende der 90er Jahre vorübergehend als Bundeskanzleramt diente, wird zur Zeit renoviert. Im Jahr 2006 soll hier die European School of Management and Technology (ESMT), eine Eliteuniversität der deutschen Wirtschaft, ihren Lehrbetrieb aufnehmen. An eine Öffnung des Bunkers ist nicht gedacht - er soll zugemauert werden.