Entführte Deutsche "Geiselnehmer inszenieren Nervenkrieg"

Was genau wollen die irakischen Entführer der beiden Deutschen im Irak mit ihrem zweiten Video signalisieren? Der Terrorismusexperte Rolf Tophoven glaubt, dass noch Hoffnung für die Geiseln bestehen könnte und das Band ein Zeichen an Bundesregierung sein könnte.

Die neue Videobotschaft der Geiselnehmer im Irak könnte nach Einschätzung des Terrorismusexperten Rolf Tophoven eine Chance für die beiden entführten Deutschen bedeuten. "Das Video zeigt zweierlei: Einerseits inszenieren die Geiselnehmer einen Nervenkrieg. Andererseits zeigt es aber auch, bei aller Vorsicht, dass vielleicht doch noch eine Chance für die Geiseln besteht", sagte Tophoven der Nachrichtenagentur Reuters.

Schließlich wüssten die Geiselnehmer genau, dass die Bundesregierung ihre politische Forderung nach einem Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan nicht erfüllen könne und auch nicht erfüllen werde. "Das neue Video kann ein vorsichtiges Signal an die Bundesregierung sein, dass doch noch etwas geht. Ein Signal, dass die Bundesregierung sich jetzt bewegen muss", so Tophoven. "Es kann sein, dass ein Kontakt zu den Geiselnehmern besteht. Wenn die Täter Geld wollen, könnte das Video ein Zeichen sein: Ihr müsst Euch bewegen, es geht noch etwas".

Tophoven zeigte sich nicht überrascht über das mittlerweile zweite Ultimatum. "Was hätten die Terroristen denn davon, ihre Geiseln umzubringen? Sie hätten am Ende nichts", sagte er. Die Situation gleiche jetzt einem Pokerspiel und folge den typischen Ritualen. "Wenn sie es so ernst gemeint hätten, hätten sie die Leute umgebracht. Es gehört zu den Ritualen eines Geiseldramas, dass die Terroristen nach Verstreichen eines ersten Ultimatums nachlegen müssen", so Tophoven.

Die Entführer der beiden Deutschen im Irak hatten sich jüngst in einer neuen Videobotschaft an die Bundesregierung gewandt und ein zweites Ultimatum gestellt. Die Geiselnehmer setzten Deutschland darin eine zehntägige Frist, um seine Truppen aus Afghanistan abzuziehen. Wie beim ersten Ultimatum drohten die Entführer auch diesmal, ihre Geiseln zu töten. Die neue Videobotschaft kam einen Tag nach dem Abflug von sechs Bundeswehr-Jets nach Afghanistan. Die Tornados sollen dort mit Aufklärungsflügen den Kampf gegen die radikal-islamischen Taliban unterstützen. Vor allem in Nordafghanistan sind derzeit als Teil der Nato-Friedenstruppe Isaf rund 3100 deutsche Soldaten stationiert.