Im Fall Marco hat die 2001 als 18-Jährige in der Türkei inhaftierte Andrea Rohloff den Jugendlichen ermuntert, den Kopf nicht hängen zu lassen. "Es ist zwar verlorene Zeit, aber das Leben geht weiter", sagte Rohloff am Donnerstag im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Marco solle sich im Gefängnis so weit es geht ablenken, etwa mit Lesen oder Sport. Der 17-Jährige sitzt seit April in Antalya unter dem Vorwurf in Untersuchungshaft, eine 13-jährige Britin sexuell missbraucht zu haben.
Ihr drohten bis zu 30 Jahre Haft
Andrea Rohloff war 2001 zur Feier ihres 18. Geburtstags mit einer Freundin in die Türkei gereist. Diese hatte vor dem Rückflug Heroin in Rohloffs Tasche versteckt, was bei der Abreise auffiel. Die junge Berlinerin wurde als Drogenkurierin zu sechs Jahren und drei Monaten Haft verurteilt und verbrachte ein Jahr und fünf Monate in türkischer Haft. "Ich war zunächst ziemlich geschockt und es hat eine Weile gedauert um zu kapieren, was passiert war", sagt Rohloff zu der Lage nach ihrer Verhaftung. Ihr drohten bis zu 30 Jahre Haft, hätten Polizisten ihr auf der Wache erklärt. "Da habe ich 18 und 30 zusammengerechnet, das macht 48 - mir fehlten die Worte."
Die Ausstattung der Gefängnisse in der Türkei sei teils sehr einfach gewesen, sie sei aber korrekt behandelt worden. "Geschlagen haben die uns nicht", meinte Rohloff. In der Untersuchungshaft in Izmir habe sie sich mit 40 bis 70 Frauen und Kindern in einer großen Zelle befunden, für alle habe es zwei primitive Toiletten und eine Dusche gegeben. "Die einzigen türkischen Worte die ich kannte, waren 'Feuerzeug' und 'wunderschön' ". Auf Englisch und mit Hilfe von Gefangenen, die ein paar Brocken Deutsch konnten, habe sie sich verständlich machen können.
Nach einem Jahr nach Deutschland
Nach ihrer Verurteilung habe sie sich im Ausländergefängnis in Bilecik mit 7 bis 14 Personen eine Zelle geteilt. Dort sei es ruhiger gewesen, die Wärter hätten mit den Gefangenen Tee oder Kaffee getrunken und schon mal ferngesehen. Gut ein Jahr nach ihrer Verurteilung kam sie in ein Gefängnis in Deutschland, aus dem sie nach weiteren neun Monaten Haft entlassen wurde.
"Ich blicke nicht mit Groll zurück auf die Türkei", sagt Rohloff. "Die enttäuschte Freundschaft war viel schlimmer." Nach ihrer Haft beendete sie ihre Ausbildung zur kaufmännischen Assistentin. Heute lebt sie mit Mann und Kind bei Nürnberg.