FDP Frust im Überschwang

Die FDP feiert eines der besten Wahlergebnissse in ihrer Geschichte. Ob es für einen Platz am Kabinettstisch reicht, ist allerdings fraglich.

Als Guido Westerwelle am Sonntagabend um 18.42 Uhr im Berliner Thomas-Dehler-Haus endlich vor die Kameras tritt, bricht in der FDP-Zentrale frenetischer Beifall aus. "Guido, Guido", jubeln die Liberalen minutenlang ihrem Vorsitzenden zu. Die FDP sei "der Wahlsieger des Tages", verkündet der Parteivorsitzende, immer wieder von lautem Applaus unterbrochen. In der Tat kann sich Westerwelle eines der besten Wahlergebnisse in der Geschichte der Freien Demokraten zurechnen. Dies stärkt zweifellos seine Position, war er doch nicht immer die unumstrittene Nummer eins der Partei. Und bei einem schwachen Abschneiden wäre die Kritik an seiner Führung sicher wieder stärker geworden.

FDP als dritte Kraft

Mit einem zweistelligen Ergebnis, räumen viele Liberale bei der Wahlparty ein, habe man nicht gerechnet. Doch in den Überschwang über das außerordentlich gute Abschneiden mischt sich da und dort auch Frust. Die FDP ist dritte Kraft und - von der neuen Linkspartei abgesehen - die einzige Partei, die kräftig zugelegt hat. Als die Berechnungen zur Sitzverteilung auf den Bildschirmen erscheinen, halten die begeisterten FDP-Anhänger für einen Moment inne.

Jetzt hat sich die FDP wie seit Jahren nicht mehr eindeutig auf einen Partner festgelegt, um einen Regierungswechsel zu erzwingen. Das Ziel, Rot- Grün abzuwählen, haben die Liberalen zwar erreicht, aber für eine schwarz-gelbe Koalition und die ersehnten Plätze am Kabinettstisch scheint es wegen der Schwäche der Union nicht zu reichen.

Opposition - eine ungewohnte Rolle

Sieben magere Jahre verharrt die FDP nun schon auf den harten Bänken der Opposition, und es hat an diesem Wahlabend den Anschein, als wollten sich noch weitere Jahre anfügen. Für die FDP eigentlich eine ungewohnte Rolle, waren die Liberalen seit der Gründung der Bundesrepublik 1949 fast immer an der Regierung beteiligt, mit unterschiedlichen Partnern. Nur in der 3. Wahlperiode von 1957 bis 1961 und in den kurzen Jahren der Großen Koalition 1966 bis 1969 war die FDP in die Opposition verbannt. Das passierte erst wieder, als 1998 die Regierung Helmut Kohl abgewählt wurde.

Nach den Hochrechnungen, die eine schwarz-gelbe Mehrheit ausschließen, demonstriert die Führungsriege der FDP Standfestigkeit. In einer anderen Koalition könnten die Liberalen mitregieren. Rein rechnerisch reicht es für eine Mehrheit aus SPD, Grünen und FDP. Doch eine Ampel schließt Westerwelle kategorisch aus. Wenn es nicht reicht, gehe man in die Opposition. FDP-Generalsekretär Dirk Niebel bekräftigt die Linie: "Die Ampel ist keine Möglichkeit." Erst vor einer Woche habe der FDP-Wahlparteitag eben dies ausgeschlossen.

"Das nutzt aber nix mehr"

"Die Klarheit macht den Sieg", freut sich Westerwelle über das erreichte Ergebnis. Aber die Klarheit dürfte wohl nicht in eine Regierung führen. Als auf den Bildschirmen CSU-Generalsekretär Markus Söder das schwache Unionsergebnis schönredet und darauf verweist, welchen kräftigen Beitrag die CSU geleistet habe, meint eine offensichtlich aus Bayern stammende Liberale: "Das nutzt aber a nix mehr."

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Norber Klaschka/DPA