In fast allen Bundesländern können die Grundschüler am Ende der vierten Klasse mit ihren Leseleistungen im internationalen Vergleich bestens mithalten. Dies geht aus dem neuen Iglu-Bundesländervergleich hervor, den der Schulforscher Winfried Bos am Dienstag in Berlin vorstellte.
Die Viertklässler aus Thüringen sind der Untersuchung zufolge bei der Lesekompetenz Spitze. Es folgen Bayern und Sachsen. Am Ende liegen die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen. Dort liegt der Anteil der Risikoschüler, die auch einfache Texte nicht verstehen können, deutlich über 20 Prozent. In den meisten Flächenländern sind dies hingegen nur zehn Prozent.
An der Untersuchung nahmen in allen 16 Bundesländern fast 8000 Viertklässler an über 400 Schulen teil. Im letzten Jahr wurde das internationale Ranking der Studie präsentiert: Demnach lag Deutschland mit Platz elf im oberen Viertel unter 45 Staaten. Platz eins hatte Russland vor Hongkong und Kanada erreicht.
In fast allen Bundesländern hätten die Viertklässler eine sehr positive Einstellung zum Lesen, sagte der Wissenschaftler. Nur 14 Prozent gaben an, "außerhalb der Schule nie oder fast nie" zu lesen. Zwischen Jungen und Mädchen zeigen sich in den meisten Ländern keine nennenswerten Unterschiede in den Leseleistungen. Dagegen ist die Leistungsdifferenz zwischen Schülern, deren Eltern beide in Deutschland geboren wurden und denen, deren Eltern im Ausland geboren wurden, im internationalen Vergleich in der Mehrzahl der Länder sehr groß.
Der Verantwortliche der Studie, Wilfried Bos, sagte: "Die Grundschule in Deutschland hat ihre Hausaufgaben gemacht." Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) sprach von einem "erfreulichen Gesamtbefund". Es bleibe aber die "große Herausforderung", die Zahl der schwachen Schüler zu senken.
Thüringen international auf Platz zwei
Thüringen liegt der Studie zufolge auch im internationalen Vergleich mit Platz zwei hinter Russland weit vorn. Aber auch den anderen Ländern gelingt es, die Lesekompetenz der Viertklässler auf ein Leistungsniveau zu bringen, das im internationalen Vergleich sehr gut abschneidet. 14 von 16 Ländern liegen über dem EU- und dem OECD-Mittelwert. Selbst die Länder mit geringer Punktzahl wie Bremen, Hamburg oder Berlin liegen der Studie zufolge im EU-Durchschnitt, auf einem Niveau mit Frankreich oder Spanien.
Am Nachmittag wollte die Kultusministerkonferenz die Ergebnisse der internationalen Timss-Studie präsentieren. Sie untersucht die Leistungen von Viertklässlern in Mathematik und Naturwissenschaften. Am Wochenende war bereits durchgesickert, dass deutsche Schüler demnach in beiden Disziplinen jeweils den zwölften Platz unter rund 40 Staaten belegen. Vorne liegen Hongkong, Singapur und Japan.