Kabinett beschließt Verkürzung Wird aus dem Wehrdienst ein Bundeswehr-Praktikum?

Das Bundeskabinett hat am Mittwoch die umstrittene Verkürzung des Wehr- und Zivildienstes auf sechs Monate beschlossen. Die Regierung setzt damit ein Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag zwischen Union und FDP um.

Das Bundeskabinett hat am Mittwoch die umstrittene Verkürzung des Wehr- und Zivildienstes auf sechs Monate beschlossen. Die Regierung setzt damit ein Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag zwischen Union und FDP um. Kritiker warnen jedoch, die Verkürzung um drei Monate lasse den Wehrdienst zum Bundeswehr-Praktikum verkommen, weil eine sorgfältige Ausbildung nicht mehr möglich sei. Sozialverbände sehen den verkürzten Zivildienst ebenfalls skeptisch. Sie befürchten Engpässe bei anspruchvolleren Tätigkeiten, weil sich eine Einarbeitung der Zivildienstleistenden hier nicht mehr lohne. Die verkürzte Dienstzeit gilt ab dem 01. Juli.

Die Verkürzung des Wehrdienstes war ein Kompromiss zwischen den Regierungspartnern: Die Liberalen würden die Wehrpflicht gern völlig aussetzen und nur im Notfall wieder aktivieren. Die Union beharrt indes auf dem Pflichtdienst, weil sie dadurch die Armee in der Bevölkerung verankert sieht. Pro Jahr sollen künftig 50.000 junge Männer einberufen werden, 10.000 mehr als bisher. Die Grundausbildung soll bei der Luftwaffe, im Sanitätsdienst und in der Streitkräftebasis künftig auf zwei Monate verkürzt werden. In Heer und Marine wird sie dagegen weiter drei Monate dauern.

Bundesfamilienministerin Kristina Schröder setzt darauf, dass etwa ein Drittel der Zivildienstleistenden ihren Dienst freiwillig um drei bis sechs Monate verlängern wird. "Das Angebot ist attraktiv, weil auch nach der Verkürzung der Pflichtdienstzeit die meisten ihren Dienst im August oder September beginnen und dann schon im Februar beziehungsweise März damit fertig sind", erklärte die CDU-Politikerin. Weil aber Ausbildung oder Studium gewöhnlich im Herbst starteten, entstehe für viele eine Lücke, die sie mit dem freiwilligen Dienst überbrücken könnten.

Reuters
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