Kandidatur Rau will im Herbst das Geheimnis lüften

Obwohl Bundespräsident Rau seine Entscheidung für oder gegen eine zweite Amtszeit noch nicht bekannt gegeben hat, ist die Debatte um seine Nachfolge bereits im Gange. Wolfgang Schäuble soll für die CDU ins Rennen gehen.

Bundespräsident Johannes Rau will im Herbst seine Entscheidung für oder gegen eine zweite Amtszeit bekannt geben. Zwar habe er sich längst entschieden, doch er wolle nicht das Sommerloch mit einer wilden Debatte über Amt und Person des Bundespräsidenten füllen, sagte Rau der "Welt am Sonntag". Nach der bayerischen Landtagswahl am 21. September werde die Zusammensetzung der Bundesversammlung klar sein, die das Staatsoberhaupt wähle: "Ab dann können sich also auch die Parteien mit diesem Thema seriös beschäftigen, und dann wird auch jeder wissen, was ich für mich entschieden habe."

Schäuble lehnt Debatte um seine Person ab

Unionsfraktionsvize Wolfgang Bosbach machte sich unterdessen erneut für Wolfgang Schäuble als Rau-Nachfolger stark. Schäuble sei einer der klügsten Köpfe der Union, sagte der CDU-Politiker der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Er sei sich sicher, dass Schäuble das Land hervorragend repräsentieren und ihm viele Impulse geben könnte. Schäuble selbst lehnte eine derartige Debatte ab. Die Amtszeit Raus laufe noch ein Jahr, und man habe sich in der Union darüber verständigt, "diese Debatte nicht im Sommer 2003 zu beginnen." Das gebiete der Respekt vor dem Amt, fügte er hinzu.

FDP hält sich beide Wege offen

Die FDP will erst Ende des Jahres entscheiden, ob sie zur Wahl des Bundespräsidenten mit einem eigenen Bewerber antreten oder die Kandidatur einer anderen Partei unterstützen wird. "Ich werde meiner Partei zu gegebener Zeit einen Vorschlag unterbreiten", sagte der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle. Es gebe keinerlei Vorfestlegungen.

Die "Bild"-Zeitung hatte zuvor unter Berufung auf "gut unterrichtete Kreise" berichtet, die engste FDP-Spitze habe sich bereits auf den Vorsitzenden der Bundestagsfraktion, Wolfgang Gerhardt, als Kandidaten für die Wahl im nächsten Jahr verständigt. Diese Entscheidung sei bereits vor geraumer Zeit gefallen. Deshalb habe Gerhardt auch vor kurzem einen ursprünglich geplanten Wechsel ins Europaparlament abgelehnt.