Karrierefrauen "Mann jagt, Frau fegt"

Marietta Slomka über glückliche Höhlenbewohner, einsame Karrierefrauen - und lebenskluge Väter.

Fangen wir doch mal von vorne an. Bei Adam und Eva sozusagen. Nachdem Eva aus der Rippe des Adam geschnitzt wurde und danach mit ihrer höchst unweiblichen Entdeckerfreude für die Vertreibung aus dem Paradies sorgte (der erste biologische Betriebsunfall, und das schon ganz am Anfang! Undankbares Luder!), landete sie im Neandertal der Menschheit. Da war die Welt endlich in Ordnung: Mann jagt Mammut. Frau fegt Höhle. Und alle waren glücklich. Weil sich die Menschheit danach leider evolutionär weiterentwickelte, wurde Eva wieder aus der Höhle vertrieben und fand sich in der Zivilisation wieder. Doch kaum hatte sich die Höhlentür geöffnet, lauerten große Gefahren. Und am Ende starben die Deutschen aus. Schuld waren die Frauen, die emanzipierten Karrierefrauen vorneweg. Eva hatte also wieder mal alles vermasselt - wie die Kollegin Herman jetzt haarscharf erkannt hat.

Doch noch ist es ja nicht zu spät.

Deshalb back to the roots: Lasst uns rasch zurückkehren zu unseren urzeitlichen Bestimmungen. Als zeitgenössisches Role-Model empfehle ich Saudi-Arabien: Die Hälfte der Bevölkerung dort bleibt zu Hause, anstatt sich ins wirtschaftliche und intellektuelle Leben einzumischen. Frau stört da noch nicht mal den Straßenverkehr - und man sieht doch, wie reich die dabei geworden sind, die Scheichs. Das wär für unser Vaterland doch auch was. Aber lasst uns dann auch bitte konsequent sein, schon aus fiskalischen Gründen: Wenn Frauen nicht berufstätig sein müssen, brauchen sie auch keine höhere Schulbildung, also bliebe viel mehr Geld übrig für die schulische Förderung der Söhne. Dito an den Universitäten. Dito bei den Lehrstellen. Dito bei den Arbeitsplätzen. Denn die Ausbildung gebärfähiger Frauen ist im Grunde ja reine Ressourcenverschwendung. Wozu in weibliches Humankapital investieren, wenn es sich dann volkswirtschaftlich gar nicht verzinst? Eine verantwortungsbewusste Frau bleibt doch eh zu Haus.

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www.stern.de/Frauen-Falle Viele weitere Beispiele von Frauen, die sagen: "Wir können es keinem recht machen."

Überhaupt, diese Karrierefrauen. Was haben die uns schon gebracht? Madame Curie? Agatha Christie? Angela Merkel? Das Ergebnis sieht man doch: Defizite in der Rentenkasse und lauter unglückliche Emanzen, die ab 50 das "arme Tier" kriegen. Fluch des einsamen Alters! Wirklich? Da muss ich spontan an meine Mutter denken. Lila Latzhosen hat die nie getragen. Aber immer einen Beruf ausgeübt, der ihr Spaß machte. Jetzt als 65-jährige Witwe arbeitet sie immer noch und hat gerade deshalb ein reges geistiges und soziales Leben, anstatt darauf zu warten, dass ihre erwachsene Tochter sie bespaßt. Ich frag mich, ob es ihr heute genauso gut ginge, wenn sie sich ihr Lebtag lang nur für Mann und Tochter aufgeopfert hätte, ganz Höhlenfrau.

Und dann fällt mir da noch eine andere Frau ein. Meine Freundin Ludmilla (Name von Autorin geändert). Die fand immer: Kinder brauchen Rundumbetreuung, und Karriere ist nicht meine Bestimmung. Bin Frau-Frau. Ich bin fürs Kind da, er verwirklicht sich und bringt die Fleischbrocken nach Hause. Leider ist Kerle inzwischen mit kinderloser Intellektueller durchgebrannt, und Ludmilla sitzt allein mit ihrer Brut in einer Höhle, für die sie selbst die Miete nicht mehr zahlen kann. Anscheinend hatte ihr Adam das Prinzip der häuslichen Idylle nicht so ganz kapiert gehabt.

Dass Frau der männliche Versorger

abhanden kommen kann, das wusste schon meine Großmutter. Schließlich hatte die nach dem Krieg sieben Kinder alleine durchgebracht. Und folgerichtig dafür gesorgt, dass nicht nur ihre Söhne, sondern auch all ihre Töchter eine vernünftige Ausbildung bekommen. Wohl auch deshalb hat mein Vater, ein eher konservativer Mann, jedenfalls kein 68er, mal zu mir gesagt: "Wir haben dich nicht als Mädchen erzogen, sondern als Mensch." Sollte die Karrierefrau Slomka sich eines Tages doch noch fortpflanzen und eine Tochter bekommen: Ich würde sie wieder genauso erziehen.

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