Okay, sind wir mal ein bisschen gemein und messen die großen Koalitionäre, die Merkels, Müntes, Strucks und Kauders, einfach an ihrem gar nicht so dummen Geschwätz von gestern. Wie war das noch? Eine große Koalition müsse auch Großes leisten. Nur sie könne schmerzhafte Reformen gegen gesellschaftliche Widerstände durchsetzen. Eine von ihr beschlossene Gesundheitsreform müsse zwei Jahrzehnte Bestand haben und den Bürgern wieder Scherheit geben.
So haben sie getönt, allesamt. Ja, Pustekuchen.
Nun hat die Koalitionsspitze die ohnehin eher schlecht als recht zusammengeschusterte Lösung zur Sanierung der Krankenkassen auch noch auf die noch längere Bank geschoben - aus Angst, die Herren CDU-Ministerpräsidenten könnten via Bundesrat nachträglich Hand an den mühsam gefundenen Kompromiss legen wollen; aus Furcht, dass die Fachpolitiker sich bei der Formulierung des Gesetzes in die Wolle kriegen; und aus der Einsicht heraus, dass manches, wie die stärkere Belastung der privat Versicherten, eben doch nicht Konsens ist.
Jetzt geht angeblich Gründlichkeit vor Schnelligkeit. Eigentlich ein löbliches Unterfangen, röche man den Braten nicht: da wird nur noch mühsam camoufliert, dass es gar keine große Gesundheitsreform mehr gibt. Es kommt auch gar nicht mehr darauf an, was letztlich beschlossen wird, Hauptsache, es wird überhaupt irgendetwas beschlossen, das man Gesundheitsreform nennen kann. Die Kaiserin will nicht nackt dastehen. Es wäre ehrlicher, die Regierung würde das Projekt gleich ganz beerdigen.
Politik? Nein, Politikersatz. Kaffeetrinker kennen das unter dem Wort Muckefuck
Außerdem: Das, genau das hat ein gewisser Gerhard Schröder alias Häuptling Ruhige Hand auch irgendwann einmal als Losung ausgegeben. Herausgekommen ist dann aber auch nur das übliche, nachbesserungsbedürftige Pfuschwerk.
Nein, man kriegt keine nostalgischen Gefühle. Nur beschleicht einen allmählich der Verdacht: so schlecht wie diese große Koalition der Feiglinge hätte es Rot-Grün auch gekonnt. Und die hatten wenigstens Übung.