Keine Frage. Mit ihrem "Bündnis für Erziehung" liegt Familienministerin Ursula von der Leyen richtig: Es muss darüber diskutiert werden, welche Werte Kindergartenkindern vermittelt werden sollen. Es ist auch wichtig zu fragen, welche Grundwerte diese Gesellschaft ausmachen und wie man diese effektiv vermitteln kann. Dafür ein breites Bündnis gesellschaftlicher und religiöser Gruppen ins Leben zu rufen, ist eine gute Idee.
Falsch ist es jedoch, aus diesem Bündnis eine exklusive Veranstaltung zu machen - wie es von der Leyen getan hat. Exklusiv ist das Bündnis geworden, weil die Ministerin in den vergangenen Tagen öffentlichkeitswirksam immer wieder darauf gepocht hat, dass die vermittelten Werte in ein christliches Fundament eingebettet sein müssen. Exklusiv ist das erste Gipfeltreffen an diesem Donnerstag aber vor allem deshalb geworden, weil von der Leyen nur Vertreter der Kirchen eingeladen hat. Alle anderen gesellschaftlichen und religiösen Gruppen - von den Muslimen bis zur Arbeiterwohlfahrt - mussten leider draußen bleiben.
Von der Leyen schadet ihrem Bündnis
Ihren eigentlich Zielen hat die Ministerin mit dieser demonstrativen Christlichkeit nur geschadet. Denn im besten Fall kann so ein Bündnis ohnehin nur ein Signal der Entschlossenheit und der Geschlossenheit aussenden, ein "Schaut her! Das ist ein wichtiges Thema, und deshalb ziehen wir alle an einem Strang." Diesen Erfolg hat von der Leyen ihrem Bündnis nun verbaut. Die anderen Gruppen dürfen zwar im Herbst an einem weiteren Gipfeltreffen teilnehmen. Den Eindruck jedoch, dass Muslime, Juden und Vertreter von Sozialverbänden am Katzentisch werden Platz nehmen müssen, den kann die Ministerin nicht mehr verwischen. Da hilft es auch nichts, dass sie nun sagt, sie habe die Kirchen nur deshalb zuerst eingeladen, weil sie die meisten Kindergartenplätze stellen.
Eine unnötige Ausgrenzung
Dabei war diese Ausgrenzung völlig unnötig. Es ist selbstverständlich, dass die Werte, die im Kindergarten vermitteln werden sollen, einer biblischen Ethik - etwa den zehn Geboten - nicht widersprechen dürfen. Gleichzeitig entsprechen diese Werte dem hiesigen Staatsverständnis. Es hätte also völlig ausgereicht, auf die Werte des Grundgesetzes zu pochen.
Werben um konservative Klientel
Stattdessen zog von der Leyen es vor, die Trennung von Staat und Kirche zumindest rhetorisch auszuhebeln und sich demonstrativ zur Verfechterin des Christentums aufzuschwingen. Die negativen Auswirkungen für ihre Projekt waren von der Leyen diesmal offenbar egal. Von der Leyen ging es bei ihren Auftritten in dieser Woche wohl eher darum, unverhohlen um die Gunst der konservativen Riege innerhalb der Union zu buhlen. Dick unterstreicht sie das "C" von CDU und CSU, das Chistliche. Die Ministerin, die in der Union über keine eigene Hausmacht verfügt, umwirbt so jene, die sie zuvor wegen ihrer modernen Familienpolitik verprellt hat, jene, die Merkels Super-Nanny partout nicht folgen wollen, wenn sie behauptet, dass Frauen nicht alleine für Herd und Wickeltisch geschaffen sind. Es ist bedauerlich, dass von der Leyen sich dieser Klientel nun auf so durchsichtige Weise anbiedert.