Die Mehrheit der schwarz-gelben Koalition im Kieler Landtag ist auf nur noch eine Stimme zusammengeschmolzen. Vier Monate nach der schleswig-holsteinischen Landtagswahl bestätigte das Parlament am Donnerstagabend eine Korrektur des Wahl-Ergebnisses. Daraus folgt, dass die FDP ihr 15. Mandat an die Linke abgibt, die nun sechs Abgeordnete stellt. Die deutliche Drei-Stimmen-Mehrheit von CDU/FDP geht damit auf einen einzigen Sitz zurück. Schwarz-gelb verfügt über 48 Sitze, die Oppositionsparteien haben zusammen 47.
Ursache ist ein Auszählungsfehler im Wahlkreis Husum 3. Wie eine Nachzählung am vergangenen Freitag ergab, waren für die Linke am 27. September dort 41 Zweitstimmen abgegeben statt nur 9 wie am Wahlabend festgestellt.
Betroffen ist die FDP-Abgeordnete Christina Musculus-Stahnke. Anstelle der 47-Jährigen rückt für die Linke Björn Thoroe ein, ein 25 Jahre alter Geschichtsstudent aus Kiel. Musculus-Stahnke will in ihren Beruf als Rechtsanwältin zurückkehren. Den Landtag behält sie aber weiter im Visier: "Ich denke schon, dass ich mich nicht entmutigen lassen werde, noch einmal einen Anlauf zu machen", sagte die Kielerin.
Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) kann jetzt nur noch auf eine Stimme mehr bauen als SPD, Grüne, Linke und der Südschleswigsche Wählerverband SSW zusammen. Damit ist der Regierungschef zum einen auf jede Stimme angewiesen. Zum anderen kann die knappe Mehrheit auch die eigenen Reihen disziplinieren. Mit einer so hauchdünnen Mehrheit hat auch die SPD von 1992 bis 1996 regiert.
Der Innen- und Rechtsausschuss des Landtages hatte die Nachzählung der 928 Stimmen aus dem Husumer Wahlbezirk beschlossen, nachdem es zu Unstimmigkeiten und Auffälligkeiten im Vergleich zur parallel durchgeführten Bundestagswahl gekommen war. So waren den Linken damals 47 Zweitstimmen für den Bundestag zugeordnet worden, aber nur 9 für das Landesparlament.