LeFloid befragt Angela Merkel. Ein Youtuber interviewt die Kanzlerin. Doch während die eine jeder kennt, ist der andere eher etwas für Neuland-Experten. Oder? Wer Youtube nur benutzt, um lustige Tiervideos zu verschicken, oder wessen Jugendzeit vor den 90ern lag, dem sagt der Name wenig. Ein Bild von Florian Mundt, wie LeFloid in Wirklichkeit heißt, haben dagegen viele schon einmal gesehen.
Denn Medien nutzen den 27-Jährigen bevorzugt als Symbol der Generation Youtube. In TV-Talkshows ist er ein gern gesehener Gast. Und auch die Werbeindustrie hat ihn längst entdeckt. Zudem ist LeFloid Mitglied des Präsidiums der European Web Video Academy und mehrfach ausgezeichnet: Mit seinem Aufruf zu mehr Zivilcourage gewann er den Deutschen Webvideopreis 2013 in der Kategorie „VIP“, 2014 erhielt er den Grimme Online Award. Doch warum interessiert sich die Bundesregierung ausgerechnet für diesen aufsteigenden Medienstar?
Mediale Meinungsmacht bei Teenagern und jungen Erwachsenen
Ein Blick auf die Abrufzahlen seines Youtube-Kanals kann Aufschluss geben: Mit derzeit 2,6 Millionen Abonnenten betreibt LeFloid den viertbeliebtesten Youtube-Kanal Deutschlands. Zusammen mit seinem Zweitkanal FlipFloid (313.100 Abonnenten) und Drittkanal Doktor Froid (543.000 Abonnenten) generiert er monatlich rund 20 Millionen Views.
Ein Großteil seiner Zuschauer ist dabei im Alter zwischen etwa 16 und 24 Jahren. Eine Zielgruppe, die etablierte Medien und Politiker nur noch schwer erreichen. Zwar sind hier auch viele Youtube-Kollegen wie Dner oder Unge erfolgreich, doch im Gegensatz zu ihnen zeichnet sich LeFloid durch eine Auseinandersetzung mit dem aktuellen Zeitgeschehen aus. Er ist die Nachrichtenquelle der Generation Youtube.
LeFloids Erfolgsrezept
Trotzdem steht für den 27-Jährigen der Unterhaltungswert im Vordergrund. Der Name „Action-News. Aber Hart“ ist Programm. Die Themen werden mal plakativ, mal albern abgearbeitet. LeFloid ist dabei immer subjektiv, er erzählt und schneidet seine Videos schnell. Dabei gestikuliert er gerne wild - News für Hyperaktive nennen das seine Kritiker.

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Ähnlich aufgeregt ist auch seine Themenwahl. „Menschenjagen ganz legal“, „Lehrer-Lapdance“ „Können wir Dinosaurier wirklich bald klonen?“ sind nur einige Auszüge aus seinen Videotiteln. Ein weiterer wichtiger Baustein seines Erfolgs sind die Thumbnails. Dabei handelt es sich um die kleinen Vorschaubilder, die Youtube neben den Titel und der Beschreibung einblendet. Wie viele andere erfolgreiche Youtuber scheut sich LeFloid nicht davor, darauf knapp bekleidete Frauen zu zeigen oder eine Prügelei. Das brachte ihm vor drei Jahren, als er dies noch exzessiver tat, auch Kritik von seinen Fans ein. Mundts Rechtfertigung damals: Er wolle, dass die Nutzer seine Videos anschauen und Provokation funktioniere nun mal gut.
Zwei Welten treffen aufeinander
Doch wer denkt, dem Psychologie- und Rehabilitationspädagogik-Studenten ginge es nur um stumpfe Meinungsmache, der irrt. LeFloid ist die Diskussion über Themen wichtig. Er interagiert regelmäßig mit anderen Nutzern und der Youtube-Community. Dieses Bemühen hat ihm über die Jahre eine große und treue Fan-Gemeinde verschafft – die sich selbst LeFloid-Army nennt.
Beim Sommerinterview in Berlin prallen also zwei Welten aufeinander: Die eher hölzern agierende Kanzlerin, die ihre Antworten am liebsten so schwammig wie möglich formuliert, trifft einen Protagonisten, der seine Meinung mit dem Holzhammer austeilt und dabei auch die Regierung ins Visier nimmt. So bezeichnete der Vlogger die Kanzlerin in Zusammenhang mit der Snowden-Affäre als „fremdgesteuerte Industriehure“ und das Freihandelsabkommen TTIP ist für LeFloid im Wesentlichen grober Unfug.
Interview ist Premiere
Spannend bleibt auch die Frage, ob LeFloid seiner Rolle gerecht werden kann - und sich kritische Fragen zu stellen traut. Denn auch wenn er regelmäßig befragt wird, hat er selbst noch kein Interview geführt. Das Ergebnis lässt allerdings ein bisschen auf sich warten: Erst am Montag soll das Interview auf LeFloids Kanal veröffentlicht werden.