Mehr ältere Arbeitslose Von der Leyen schiebt`s auf die Statistik

Alles eine Frage der Statistik: Laut der Bundesregierung sei die Arbeitslosigkeit älterer Menschen in Deutschland gar nicht gestiegen. Die erhöhten Zahlen ließen sich durch eine strengere Statistik erklären, sagte Arbeitsministerin Ursula von der Leyen.

Die Arbeitslosigkeit bei älteren Menschen ist zuletzt deutlich gestiegen, allerdings nach Angaben der Bundesregierung nur durch einen statistischen Effekt. "Die Zahl der Älteren ohne Job ist in der Wirklichkeit nicht gestiegen, sondern die Statistik muss seit 2007 nur ehrlicher sein", sagte Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen der "Bild am Sonntag".

Bis zum Jahr 2007 galt nach Angaben des Arbeitsministeriums die sogenannte 58er-Regelung. Bis dahin konnten sich Menschen mit 58 Jahren praktisch vom Arbeitsmarkt abmelden. Sie erhielten Arbeitslosengeld I oder II, wurden aber in der Statistik nicht als arbeitslos geführt und von den Jobcentern auch nicht mit Angeboten für Stellen oder Weiterbildungen behelligt. Wer die Regelung in Anspruch nahm, musste sich nur verpflichten, zum frühestmöglichen Zeitpunkt in Rente zu gehen.

Die meisten Menschen in Deutschland können frühestens mit 63 Jahren in Rente gehen, daran ändert sich auch durch die Rente mit 67 nichts. Die 58er-Regelung führte bis 2007 dazu, dass viele Arbeitlose zwischen 58 und 63 Jahren nicht in der Statistik auftauchten. Inzwischen allerdings müssen die Jobcenter Ältere in Arbeit vermitteln und auch in der Statistik als arbeitssuchend ausweisen. Die "Süddeutsche Zeitung" hatte unter Berufung auf höhere Arbeitslosenzahlen bei Älteren berichtet, die Chancen von Älteren auf dem Arbeitsmarkt seien gesunken.

Bundesarbeitsministerin von der Leyen sagte dagegen, die Chancen Älterer seien gestiegen. "Alle mittelfristigen Zahlen zeigen, dass die Chancen für Ältere am Arbeitsmarkt deutlich gewachsen sind", sagte von der Leyen dem Blatt. Die Zahl der Arbeitslosen über 55 Jahre habe sich im Vergleich zum Jahr 2000 nahezu halbiert. "Die Zahl älterer Erwerbstätiger zwischen 55 und unter 65 Jahren ist von 2005 bis 2009 um mehr als eine Million angestiegen", sagte von der Leyen.

Wie die "SZ" unter Berufung auf die Statistik berichtete, waren im Oktober 2007 etwa 34.500 der 60- bis 64-Jährigen arbeitslos. Bis Oktober 2010 sei die Zahl auf rund 145.500 Erwerbslose in dieser Altersgruppe gestiegen. Die 58er-Regelung hätten allein 2007 gut 400.000 Arbeitnehmer in Anspruch genommen.

AFP
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