NSU-Kürzel in Neonazi-Zeitschrift verwendet Wusste rechte Szene schon 2002 von Morden?

"Vielen Dank an den NSU, es hat Früchte getragen" - Diese Zeile in einem Neonazi-Magazin 2002 legt die Vermutung nahe, dass man innerhalb der rechten Szene schon früh von den Aktivitäten der Zwickauer Terrorzelle wusste.

In einer rechtsextremistischen Szene-Zeitschrift ist nach Erkenntnissen eines Rechercheprojekts womöglich bereits im Jahr 2002 Bezug auf die Existenz der Neonazi-Gruppe NSU genommen worden. In einer Ausgabe des Amateurmagazins "Der Weisse Wolf" seien die Sätze "Vielen Dank an den NSU, es hat Früchte getragen ;-) Der Kampf geht weiter" abgedruckt worden, teilte das Berliner Antifaschistische Pressearchiv und Bildungszentrum (Apabiz) am Mittwoch in seinem "NSU Watchblog" im Internet mit.

Es sei die früheste bislang bekannte Verwendung des Kürzels NSU in einer Publikation der Neonazi-Szene oder in deren Umfeld, teilten die Rechercheure mit. 2002 waren die Taten des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU), dessen drei Mitglieder zehn Morde, Sprengstoffanschläge und Banküberfälle begangen haben sollen, öffentlich unbekannt. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Rechtsextremisten nach heutigem Kenntnisstand aber bereits vier Morde verübt.

Belege über Mitwisserschaft fehlten bisher

Die Erkenntnis der Rechercheure könnte brisant sein, da seit längerem über mögliche Mitwisser innerhalb der rechtsextremistischen Szene und das Ausmaß der Kontakte der NSU zu Gesinnungsgenossen spekuliert wird. Die Terrorzelle hatte auch Bekennervideos produziert, die sie aber nie öffentlich verbreitete. Belege dafür, dass Teile der Szene frühzeitig informiert waren, fehlen bislang aber.

Die 2002 im "Weissen Wolf" abgedruckten Buchstaben NSU seien jedenfalls kein anderweitig bekanntes Kürzel in der Szene, schrieben die apabiz-Mitarbeiter in ihrem Blogeintrag, über den am Mittwoch zunächst das Nachrichtenportal "Spiegel Online" berichtete. Die Sätze standen laut einer von Apabiz veröffentlichten Abbildung der angeblichen Originalseite zusammenhanglos im Vorwort der Ausgabe mit der Nr. 1/2002. Der "Weisse Wolf" ist den Angaben nach ein verbreitetes sogenanntes Fanzine der Neonaziszene in Mecklenburg-Vorpommern.

AFP
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