morgen|stern Israels Premier Netanjahu schlägt eine Tür zu. Die Lage am Morgen

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu
Israels Premierminister Benjamin Netanjahu
© UPI Photo / Imago Images
Israel greift die Hamas in Katar an, Apple ist zurück beim Bewährten, vor 25 Jahren beging der NSU den ersten Mord und eine dauerkranke Lehrerin gibt Rätsel auf. Das ist heute wichtig.

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

es ist ein Tabubruch – eigentlich erschien es undenkbar, dass Israel den Golfstaat Katar angreifen würde. Schließlich hat dieser sich das Image aufgebaut, die Schweiz der Region zu sein, also einigermaßen neutraler Boden. Zuletzt zeigte sich das unter anderem darin, dass Katar sich bei den Verhandlungen über eine Waffenruhe für den Gazastreifen und die Freilassung der von der Hamas festgehaltenen israelischen Geiseln führend einbrachte.

Entsprechend sicher fühlten sich ranghohe Vertreter der Hamas in den vergangenen Jahren in Doha. Am Dienstag aber haben mehrere israelische Kampfflugzeuge Raketen auf ein Gebäude in der Hauptstadt gefeuert, in dem zu dem Zeitpunkt prominente Hamas-Vertreter zusammengekommen sein sollen. 

Israels Angriff in Doha: Netanjahu schlägt eine Tür zu

Noch ist vieles unklar, etwa was die Rolle der USA bei dem Angriff betrifft, für die Katar ein wichtiger Partner in der Region ist. Und auch, was die Opfer des israelischen Angriffs angeht. Israels Führung, die den Angriff auch mit der jüngsten Terrorattacke in Jerusalem begründete, nannte den Luftangriff "optimal und präzise". Die Hamas allerdings bezeichnete diesen als "gescheitert". Sechs Menschen seien ums Leben gekommen, aber kein Mitglied ihres Verhandlungsteams. 

Die Aufnahme einer Überwachungskamera zeigt den Moment des Angriffs in Doha
Die Aufnahme einer Überwachungskamera zeigt den Moment des Angriffs in Doha
© Security Camera/Anadolu Agency / Imago Images

Sicher aber ist eines: Mit dem Angriff zeigt sich einmal mehr, dass Israel das Völkerrecht ignoriert und nicht auf Verhandlungen setzt. In dem angegriffenen Gebäude sollen sich die Hamas-Vertreter zu dem Zeitpunkt ausgerechnet deshalb zusammengefunden haben, um über einen neuen US-Vorschlag für eine Waffenruhe zu beraten.

Die Mehrzahl der Israelis, die bislang aus der Geiselhaft der Hamas befreit werden konnten, kamen auf diplomatischem Weg frei. Über Verhandlungen, bei denen auch Katar eine wichtige Rolle spielte. Falls jemand bislang noch Zweifel hatte: Diese Tür hat Israels Premier Netanjahu ganz offensichtlich zugeschlagen.

Apple besinnt sich auf seine Stärken

Nach einem kurzen Ausflug in die Welt der Künstlichen Intelligenz im vergangenen Jahr ist Apple nun offenbar wieder zurück beim Bewährten. Am Dienstag hat das US-amerikanische Technologieunternehmen in der Firmenzentrale im kalifornischen Cupertino seine Neuerungen vorgestellt. In 75 Minuten kamen die im Akkordtempo: vier neue iPhones, drei neue Apple Watches und neue Airpods.

Apple setzt damit vor allem auf grandios gestaltete Hardware, schreibt Malte Mansholt. Dabei gehe es nicht nur darum, dass die Modelle iPhone Air, iPhone 17 Pro und die Airpods Pro 3 mit ihrem neuen Look optisch viel hermachen. Bei allen Geräten habe Apple auch im Innern viel umgebaut – vor allem um mehr Platz für leistungsfähige Akkus zu schaffen. Lesen Sie hier mehr dazu:

Vor 25 Jahren begann die Mordserie des NSU

Gestern vor 25 Jahren feuerten Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt acht Schüsse auf Enver Şimşek, der an seinem Blumenstand in Nürnberg stand. Zwei Tage später starb der 38 Jahre alte Mann im Krankenhaus. Es war der erste Mord des rechtsextremen "Nationalsozialistischen Untergrunds". Über Jahre hinweg brachte die Terrorzelle zehn Menschen um, ohne dass der rechte Terror als solcher erkannt worden wäre. 

Es ist ein gnadenloses Versagen der Sicherheitsbehörden. Bis heute ist vieles noch ungeklärt. Warum ausgerechnet ihr Vater, fragt sich Şimşeks Tochter, Semiya Şimşek-Demirtas, bis heute. Gestern hat sie gemeinsam mit ihrem Bruder am Tatort an ihren Vater erinnert. 

Zusammen mit Gamze Kubaşık, Tochter des NSU-Opfers Mehmet Kubaşık, hat sie ihre Geschichte aufgeschrieben. "Unser Schmerz ist unsere Kraft", heißt das Buch, das sich vor allem an Jugendliche richtet. So sollen sich diese mit der Geschichte und dem Thema Rassismus auseinandersetzen können.

Und sonst? Weitere Schlagzeilen

Das passiert am Mittwoch, dem 10. September

  • Kabinett bringt Ausweitung der Pendlerpauschale und der niedrigeren Gastro-Mehrwertsteuer auf den Weg
  • In Frankreich hat die Bewegung "Bloquons tout" ("Lasst uns alles blockieren") Proteste angekündigt
  • EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hält im Europäischen Parlament ihre Rede zur Lage der Union
  • Das Oberlandesgericht Düsseldorf fällt sein Urteil im Fall des Messer-Attentats in Solingen im August vergangenen Jahres gegen den angeklagten 27-jährigen Syrer

Unsere stern+-Empfehlung des Tages

Eine Lehrerin an einem Berufskolleg in Nordrhein-Westfalen ließ sich krankschreiben, wieder krankschreiben, und wieder krankschreiben – und bezog so über 16 Jahre lang ihr volles Gehalt. Wie kann das sein? Eigentlich ist der Dienstherr gesetzlich dazu verpflichtet, Beamtinnen und Beamte auf Lebenszeit in den Ruhestand zu versetzen, wenn diese aus gesundheitlichen Gründen dauerhaft dienstunfähig sind. Ein solcher Schritt hätte für die Lehrerin erhebliche finanzielle Einbußen bedeutet. 

Warum also war nicht zu gegebener Zeit ein Amtsarzt eingeschaltet worden? War die Frau überhaupt dienstunfähig? Oder hat hier jemand möglicherweise viele Jahre lang ziemlich gut auf Staatskosten gelebt und sich in dieser Zeit mit anderen Dingen beschäftigt? Hier lesen Sie alles, was sich derzeit zu diesem kuriosen Fall herausfinden lässt:

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Ich wünsche Ihnen einen guten Tag!

Herzlich

Lisa Becke