Erstmals seit Beginn der anti-muslimischen Gewalt in den Niederlanden ist auch in Deutschland ein Brandanschlag auf eine Moschee verübt worden: Im baden-württembergischen Sinsheim warfen Unbekannte in der Nacht zum Donnerstag einen Molotow-Cocktail gegen die Eingangstür einer türkischen Moschee, wie die Polizeidirektion Heidelberg mitteilte. Der Brandsatz zerbrach die Glasscheibe über der hölzernen Tür, die von der brennenden Flüssigkeit beschädigt wurde. Die Flammen wurden von der Frau des Imams entdeckt und mit einem Eimer Wasser gelöscht. Das ältere Paar wohnt in dem Gebäude. Verletzt wurde niemand.
Ermittlungsgruppe eingerichtet
Die Polizei richtete eine 25-köpfige Ermittlungsgruppe ein. "Bei den bisherigen Abklärungen haben sich noch keine Erkenntnisse hinsichtlich des oder der Täter ergeben, die Ermittlungen werden nach wie vor in alle Richtungen geführt", erklärte die Polizei. Ein politischer Hintergrund könne nicht ausgeschlossen werden, sagte ein Polizeisprecher.
Ein Bekennerschreiben ging den Angaben zufolge zunächst nicht ein. Bei der Gemeinde der Fathi-Moschee handele es sich um eine Gruppierung gemäßigter Moslems, erklärte der Sprecher. Es habe keine Probleme mit den Leuten gegeben und auch keine Drohungen. Erste Überprüfungen im rechtsextremistischen Umfeld ergaben noch keine Hinweise. Das Staatsschutzdezernat sowie das Landeskriminalamt Baden-Württemberg übernahmen die Ermittlungen. Dabei leitete die Staatsanwaltschaft Heidelberg ein Verfahren wegen schwerer Brandstiftung ein. Der Sachschaden wurde mit rund 10.000 Euro angegeben. Der Innenraum der Moschee sei nicht in Mitleidenschaft gezogen worden.
Polizei vermutet Einzeltäter
Das baden-württembergische Landeskriminalamt ging zunächst von einer Einzeltat aus. Sprecher Horst Haug sagte in Stuttgart, das Landeskriminalamt habe die Vorgänge in Holland sehr sorgfältig beobachtet. Bislang gebe es aber keine Hinweise auf vergleichbare Aktivitäten im Südwesten.
In den Niederlanden hatte es nach der Ermordung des islam-kritischen Filmemachers Theo van Gogh eine Serie von Anschlägen auf moslemische und christliche Einrichtungen gegeben. Innenpolitiker von Union und SPD hatten davor gewarnt, dass es in Deutschland wie in den Niederlanden zu Gewalt zwischen moslemischen Einwanderern und Einheimischen kommen könnte.

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Köhler fordert Toleranz
Bundespräsident Horst Köhler hatte erst am Sonntag zum Ende des moslemischen Fastenmonats Ramadan die Menschen in Deutschland zu gegenseitigem Respekt und Toleranz aufgerufen. "Mein Wunsch ist es, dass sich die Menschen in unserem Land mit Respekt und Toleranz begegnen, dass keine Gruppe aus dem gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen wird oder sich selber ausschließt", hieß es in einer Grußbotschaft Köhler an die Moslems in Deutschland. Nur gemeinsam könne die Gesellschaft zum Wohle aller gestaltet werden.