Defizitäre Flughäfen, teure Tropenhallen und Weingüter, eine Meeresfischzucht fernab der Meere - die Ausflüge von Kommunen in die Wirtschaft enden nach Darstellung des Steuerzahlerbundes oft als Flop. Im aktuellen "Schwarzbuch" über öffentliche Verschwendung wirft der Verband vielen kommunalen Unternehmen vor, unrentabel zu arbeiten und teils jahrelang künstlich am Leben gehalten zu werden.
Als Beispiele dafür nennt das Schwarzbuch regionale Flugplätze, von Kommunen getragene Bäder und skurrile Projekte wie eine Meeresfischzucht in Völklingen im Saarland. Entfernung bis zum Meer: rund 600 Kilometer. Die Kosten für die Anlage schätzt der Steuerzahlerbund auf rund 15 bis 20 Millionen Euro. Die Einnahmen lägen noch weit unter den Erwartungen, heißt es in dem Bericht.
Kommunale Unternehmen wehren sich
"Dieser Missstand muss ein Ende haben", forderte der Präsident des Bundes der Steuerzahler, Reiner Holznagel, am Dienstag in Berlin bei der Präsentation seiner Studie. Kommunen müssten sich strikt von Bereichen trennen, die nichts mit staatlichen Aufgaben zu tun haben.
Der Verband kommunaler Unternehmen wies die Vorwürfe zurück. Die Finanz- und Wirtschaftskrise habe gezeigt, dass private Unternehmen mitnichten besser wirtschafteten. "Die Bilanz der kommunalen Unternehmen kann sich mehr als nur sehen lassen", hieß es. Wie in der Privatwirtschaft könne es auch in der Kommunalwirtschaft vorkommen, dass sich Investitionen nicht rentieren: "Daraus aber eine Besonderheit bei kommunalen Unternehmen zu machen, ist absurd."
Für Millionen saniert und dann stillgelegt
Der Steuerzahlerbund listet wie jedes Jahr auch Beispiele für Fehlplanungen und Kostenexplosionen auf allen staatlichen Ebenen auf: Ein "Trink-Manager" für 9900 Euro, ein für 13 Millionen zunächst sanierter und dann stillgelegter Schwimmkran der Bundeswehr, eine überteuerte Bundeswehr-Kita bei München, teure Sprachwissenschaftler für Gesetzestexte - oder der Fall einer Bürgermeisterin in Walsrode im Harz: Die habe nicht freiwillig gehen wollen und dafür eine sechsmonatige Fortbildung mit vollen Bezügen von monatlich 7566 Euro erhalten.
"Die Politiker müssen sorgfältiger mit unserem Geld umgehen und Sparpotenziale ernsthaft nutzen", forderte Holznagel. Für kommunale Unternehmen gebe es bundesweit keine festen und einheitlichen Regeln. Der Gesetzgeber müsse klarstellen, wann die öffentliche Hand tätig werden darf und wann nicht. In vielen Kommunen fehlten eine effektive Risiko-Kontrolle sowie ökonomischer Sachverstand.
Die Zahl kommunaler Unternehmen habe sich zwischen 2000 und 2011 von 10 909 auf 13 447 erhöht. Holznagel verwies darauf, dass die Kernhaushalte der Kommunen Ende 2013 mit rund 126 Milliarden Euro verschuldet gewesen seien. "Aber das ist nicht einmal die halbe Wahrheit." Insgesamt stünden die Kommunen mit 280 Milliarden Euro in der Kreide. In den öffentlichen Unternehmen und Extrahaushalten steckten nämlich weitere 154 Milliarden Euro Schulden.