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SPD-Kanzlerkandidat Gabriel zu seiner Rücktrittsentscheidung: "Es gibt auch private Gründe"

Warum SPD-Chef Sigmar Gabriel lieber Außenminister statt Kanzlerkandidat wird und auch seinen Posten als Parteivorsitzenden räumt, verrät er exklusiv im stern-Gespräch. Seine Entscheidung ist eine ehrliche Bestandsaufnahme seiner Partei, aber auch ein ganz persönliches Fazit von ihm als Mensch.
Von Christian Krug

Viele haben ihn dazu gedrängt, in den Wahlkampf gegen Angela Merkel zu ziehen. Lange hat er mit sich gerungen, aber am Ende hat SPD-Chef Sigmar Gabriel eine Entscheidung getroffen, die selbst viele seiner Weggefährten nicht für möglich hielten: Er tritt als SPD-Chef zurück und empfiehlt Martin Schulz als Kanzlerkandidat und für den Parteivorsitz. Das berichtet der stern in seiner nächsten Ausgabe, die bereits am kommenden Mittwoch, 25. Januar, im Handel erhältlich ist.

Sigmar Gabriel beendet damit seine Amtszeit mit einem Knall, der den Berliner Politikbetrieb noch lange beschäftigen wird. Gabriel hatte sich in den vergangenen Wochen mit seinen engsten Vertrauten intensiv besprochen, bevor er seine Entscheidung traf.

"Die Partei muss an den Kandidaten glauben" 

Der SPD-Vorsitzende sagt in einem Exklusiv-Gespräch mit dem stern: "Um einen Wahlkampf wirklich erfolgreich zu führen, gibt es zwei Grundvoraussetzungen: Die Partei muss an den Kandidaten glauben und sich hinter ihm versammeln, und der Kandidat selbst muss es mit jeder Faser seines Herzen wollen. Beides trifft auf mich nicht in ausreichendem Maße zu."

Es ist eine ehrliche Bestandsaufnahme, die Gabriel für sich und seine Partei da vorgenommen hat. Die ihm auch nicht leicht gefallen ist, aber er spürte schon seit langer Zeit, dass er mit seiner fordernden, manchmal auch ruppigen Art zu viele in der SPD verärgert hat. Trotz all seiner Erfolge, die er mit der SPD als Teil der Großen Koalition errungen hat. "Nicht wenige hadern bis heute mit mir", sagt Gabriel im stern, "weil ich damals mehr als 75 Prozent der SPD-Mitglieder davon überzeugen konnte, dass die SPD regieren muss, wenn sie den Mindestlohn, mehr Kitas, sozialen Wohnungsbau und nicht zuletzt mehr Chancengleichheit für Frauen durchsetzen wollte".

Mit dem Verzicht auf die Kanzlerkandidatur kündigt Gabriel zugleich im stern an, er stelle auch sein Amt als Parteivorsitzender zur Verfügung. Außerdem, so Gabriel gegenüber dem stern, werde er das Amt des Wirtschaftsministers aufgeben und Frank-Walter Steinmeier als Außenminister nachfolgen, noch bevor dieser zum Bundespräsidenten gewählt werde.

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Auch private Gründe spielen eine Rolle

Für Gabriel gibt es neben den politischen Gründen auch "private Gründe", die ihn zu seinem Verzicht bewogen haben. Gabriel, der im März noch einmal Vater werden wird, sagt im stern-Gespräch: "Heute bin ich wirklich ein glücklicher Mensch. Ob ich es auch wäre, wenn ich meine Familie noch weniger sehen würde als jetzt schon, weiß ich nicht."

Das vollständige Gespräch mit SPD-Chef Sigmar Gabriel erscheint am Mittwoch, 25. Januar im neuen stern.

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