Die Affäre um das Auskundschaften von Spitzenpolitikern beschäftigt nun auch den Presserat. Der frühere SPD-Chef Franz Müntefering habe sich über eine mögliche Verletzung der publizistischen Grundsätze beschwert, teilte das Selbstkontrollgremium der Presse in Berlin mit. Der Auftrag, Recherchen über ihn und sein Privatleben anzustellen, war von der Zeitschrift "Bunte" an die Berliner Agentur CMK ergangen, wie der stern berichtet hatte.
Der Presserat erkennt in dem Vorgang eine "Problematik von erheblicher ethischer Bedeutung". Vor einer Bewertung müsse jedoch die Sichtweise der Gegenseite eingeholt werden. Der Beschwerdeausschuss, der kommende Woche tagt, werde dabei Ziffer vier des Pressekodex zugrunde legen, in dem es heißt: "Bei der Beschaffung von personenbezogenen Daten, Nachrichten, Informationsmaterial und Bildern dürfen keine unlauteren Methoden angewandt werden."
Affäre weitet sich aus
Nach stern-Recherchen ist das Ausmaß der Affäre noch größer als bislang angenommen. So ist die Berliner Agentur CMK auch dem früheren Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee sowie dem ehemaligen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Günther Oettinger, und dem niedersächsischen Regierungschef Christian Wulff nachgestiegen.
In der vergangene Woche hatte der stern berichtet, dass CMK das Privatleben von Spitzenpolitikern wie Franz Müntefering, Horst Seehofer und Oskar Lafontaine ausgeforscht habe. Die Recherche-Aufträge kamen damals von "Bunte". Die Illustrierte bestreitet wie CMK selbst, unlautere Methoden angewandt zu haben und pocht darauf, dass die Öffentlichkeit ein Anrecht auf Informationen auch über das Privatleben von Politikern habe.