Streit wegen Putin SPD-Legenden Müntefering und Schröder haben sich zerstritten

Gerhard Schröder (r.) und Franz Müntefering lachen auf dem Podium
Bessere Zeiten für Gerhard Schröder (r.) und Franz Müntefering auf dem Parteitag 2005 – und für die SPD als Ganzes
© Christian Thiel / Imago Images
Franz Müntefering und Gerhard Schröder – zwei Namen, die für die letzte große Zeit der SPD stehen. Mittlerweile reden  die beiden Sozialdemokraten nicht mehr miteinander.

Franz Müntefering und Gerhard Schröder haben die Sozialdemokratie Ende der Neunziger Jahre und Anfang der 2000er entscheidend geprägt – und damit auch die deutsche Politik. Doch mittlerweile ist zwischen den beiden ehemaligen SPD-Granden das Tischtuch zerschnitten.

Müntefering, mittlerweile 85 Jahre alt, berichtete in der Sendung von Markus Lanz, dass zwischen ihm und Schröder seit geraumer Zeit Funkstille herrscht. "Wir sind im Moment nicht gut aufeinander zu sprechen", erklärte der frühere SPD-Vorsitzende. Der Grund: Schröders Nähe zu Russlands Präsident Wladimir Putin, trotz dessen Angriffskrieg in der Ukraine.

Zwischen Franz Müntefering und Gerhard Schröder herrscht Schweigen

Gemeinsam mit anderen habe er Schröder zu Beginn des Ukraine-Kriegs dazu aufgefordert, sich von Putin zu distanzieren: "Das geht nicht, das kann ein Sozialdemokrat nicht akzeptieren." Der frühere Kanzler habe darauf aber bisher nicht reagiert. "So lange ist da Schweigen zwischen uns", sagte Müntefering. Schröder habe ihm kürzlich nicht zu seinem 85. Geburtstag gratuliert, auch er selbst habe sich nicht bei seinem früheren Kollegen gemeldet.

Auf die Frage von Markus Lanz, ob ihn der Kontaktabbruch mit Schröder treffe, antwortete Müntefering knapp: "Ja." Eine echte Männerfreundschaft gab es zwischen ihm und Schröder zwar nicht, erklärte der frühere Verkehrs- und Arbeitsminister. Politisch aber waren Müntefering und Schröder ein Zweiergespann, das der SPD jahrelang seinen Stempel aufdrückte. Sie seien "politische Freunde" gewesen, blickt Müntefering zurück.

Von Schröders Haltung zu Putin ist er tief enttäuscht: "Ich habe von ihm erwartet, dass er sieht, dass dieser Krieg zu Ende gehen muss und dass man das nicht irgendwo wegschieben kann." 

Schröder hält an Freundschaft zu Putin fest

Der Altkanzler hatte nach dem Ende seiner Amtszeit einen Posten beim russischen Staatskonzern Gazprom übernommen. An seiner Freundschaft zu Wladimir Putin hält er auch nach der russischen Invasion in der Ukraine fest. "Ich habe da Entscheidungen getroffen, und dazu stehe ich, und ich habe klargemacht: Vielleicht kann ich noch mal nützlich sein. Warum soll ich mich also entschuldigen?", sagte Schröder im August 2022 im stern-Interview. Wegen seiner Haltung geht die SPD auf Distanz zu ihrem früheren Kanzler und Vorsitzenden, der Haushaltsausschuss des Bundestags hat ihm sein Büro und seine Mitarbeiterstellen gestrichen.

Schröder machte Franz Müntefering zunächst zum Verkehrsminister und berief ihn als Parteivorsitzender später zum SPD-Generalsekretär. Nach Schröders Wiederwahl arbeitete Müntefering als Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion eng mit ihm zusammen. 2004 löste er Schröder als Parteichef ab, weil der Kanzler sich auf die Regierungsarbeit konzentrieren wollte. Nach Schröders Amtszeit wurde Müntefering Vizekanzler unter Angela Merkel.

Quelle: "Markus Lanz"

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